Dr. Gabriele Neumann Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg
Die Philipps-Universität Marburg (UMR) unterstützt bereits
seit März 2022 vom Krieg in der Ukraine betroffene Studierende und
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, damit sie ihr Studium und ihre
wissenschaftlichen Tätigkeiten weiterführen können. Jetzt hat die UMR
erfolgreich ein Projekt beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)
eingeworben, das Studierenden der Kiev National Economic University (KNEU) eine
Fortführung ihres Studiums ermöglichen und ihnen eine Perspektive auf einen
erfolgreichen Studienabschluss geben soll. Das Projekt wird für eine Laufzeit
von sechs Monaten mit 250.000 Euro gefördert.
Im Projekt „KNEU on the MO:VE“ verbindet die Universität
Marburg Expertise aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, der
Digitalisierung und der Internationalisierung, um Studierenden der KNEU Zugang
zu einem digitalen Lehrangebot zu ermöglichen. Seit 2009 bestehen schon
Kooperationsbeziehungen zur KNEU. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine
stehen Vertreterinnen und Vertreter beider Institutionen in engem Austausch, um
Studierende und Forschende der KNEU zu unterstützen – vor Ort in Kyjiw, auf der
Flucht oder vor Ort in Marburg.
„Die Universität Marburg verfügt dank etablierter
methodisch-didaktischer Strukturen für digital gestützte transnationale Lehr-
und Lernformate bereits über ausgewiesene Expertise im Kontext virtueller
Kollaborationen mit ausländischen Partnerhochschulen“, erläutert Prof. Dr.
Elisabeth Schulte vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, die das Projekt
gemeinsam mit dem International Office der UMR initiiert hat.
Prof. Dr. Marc Steffen Rapp vom Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften der UMR und Iryna Ivanets, PhD, Associate Professor
an der KNEU und seit März Gastwissenschaftlerin an der UMR, sind maßgeblich am
Konzept und der Umsetzung des Projekts beteiligt. „Das Projekt bietet
willkommene Unterstützung für ukrainische Lehrende und Studierende und wird die
Freundschaft und die Kooperation zwischen den Partneruniversitäten vertiefen“,
sagt Iryna Ivanets. Marc Steffen Rapp fügt hinzu: „Ein wesentlicher Beitrag, um
auch in diesen Zeiten eine Perspektive für die junge Generation in der Ukraine
zu schaffen, ist es, institutionelle Rahmenbedingungen zu schaffen und
bereitzustellen, welche den Menschen auch in der aktuellen Situation den Zugang
zu Bildung ermöglicht.“
Zum ukrainischen Herbstsemester gehen die ersten digitalen
Kurse bei „KNEU on the MO:VE“ an den Start. Schon vor dem offiziellen
Semesterstart erhalten die Studierenden Zugang zu den digitalen Kursmaterialien,
um die Arbeitsbelastung möglichst flexibel verteilen zu können. Rund 200
Studierende der KNEU werden daran teilnehmen können. Bis zum Projektende sollen
bis zu 900 Studierende vom Angebot profitieren. Gemeinsam mit ukrainischen
Professorinnen und Professoren sowie Lehrenden wird ein Angebot an eigens
konzipierten und zum Teil bereits erprobten wirtschaftswissenschaftlichen
digitalen Kursen multimedial aufbereitet, weiterentwickelt und auf geschützten
Lernplattformen bereitgestellt. Dazu tragen ukrainische und Marburger Lehrende
bei und nutzen modernste digital gestützte Technologien. Die digitalen Angebote
werden auf der Lehr- und Lernplattform ILIAS der UMR anwenderfreundlich
aufbereitet und für alle Kurs- und Projektteilnehmenden bereitgestellt. „KNEU on
the MO:VE“ wird strukturell an das bereits 2021 erfolgreich etablierte
virtuelle Austauschprogramm MO:VE (Marburg Online: Virtual Exchange)
angebunden.
Die ukrainischen Studierenden erhalten Unterstützung durch
eigens auf sie zugeschnittene ILIAS-Schulungen und werden durch speziell
weitergebildete Marburger Studierende auf Peer-Ebene fachlich wie
interkulturell betreut. Sie erhalten finanzielle Entlastung, indem sie sich für
Online- oder Aufenthaltsstipendien bewerben können.
Die Studien- und Prüfungsleistungen der Studierenden werden
direkt an der KNEU verbucht, so dass eine transparente und sichere Anrechnung
der Studienleistungen sichergestellt ist.
KNEU und UMR möchten mit „KNEU on the MO:VE“ ein Fundament
für den Aufbau eines innovativen digitalen Lehr-, Lern- und Austausch-Formats
legen, das die Intensivierung von dauerhaften Verbindungen zu bestehenden
ukrainischen Partnern sowie die Ausweitung auf weitere zukünftige (virtuelle)
Hochschulkooperationen in der Ukraine ermöglicht.
Ukraine-Hilfsfonds der Universität
Studierende, die durch das Kriegsgeschehen in der Ukraine
unmittelbar beeinträchtigt sind, sollen durch einen Beitrag zum Lebensunterhalt
unterstützt werden. Im März hatte die Philipps-Universität dafür einen
Hilfsfonds eingerichtet.
Viele Universitätsangehörige sowie Marburger Bürgerinnen und
Bürger folgten dem Spendenaufruf. 24.155,52 Euro sind bis Ende Mai in den
Hilfsfonds geflossen und können über das International Office an
Antragsstellende ausgezahlt worden. Die Anträge auf Unterstützung übersteigen
aktuell die vorhandenen Mittel. Umso glücklicher ist man auf Seiten der
Philipps-Universität, dass die Stadt Marburg die eingegangenen Spenden nun
verdoppelt hat. Der Ukraine-Hilfsfonds fördert aktuell neun Studierende und
sechs Studienkollegiat*innen. Eine ukrainische Gastwissenschaftlerin konnte
über den Forschungscampus Mittelhessen (FCMH) gefördert werden.
Dabei wurde großzügig aufgerundet. 25.000 Euro schießt die
Stadt Marburg zu. „Wir freuen uns sehr über dieses großzügige Engagement der
Stadt Marburg“, so Universitätspräsident Professor Dr. Thomas Nauss. „wir
können damit betroffenen Studierenden – egal, ob sie bisher schon bei uns
studieren oder ihr Studium in ihrer Heimat unterbrechen mussten, um sich und
ihre Familien in Sicherheit zu bringen, eine Perspektive bieten.“
„Millionen von Menschen in der Ukraine haben durch den Krieg
nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre bisherige Lebensplanung verloren“,
sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Die Stadt Marburg will dazu beitragen,
dass betroffene Studierende ihr Studium hier bei uns fortführen können.
Fehlende finanzielle Unterstützung darf nicht der Grund sein, warum junge
Menschen auch noch ihre berufliche Perspektive verlieren.“
Ukrainische Studierende können sich als Austauschstudierende
einschreiben
Die Universität Marburg schreibt auch kurzfristig
ukrainische Studierende zunächst als Austauschstudierende ein. Das
International Office bietet spezielle Beratung und Unterstützung für die
ukrainischen Studierenden. Mehr Informationen sind per Mail erhältlich unter
ukraine@uni-marburg.de.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Elisabeth Schulte
Institutionenökonomie
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Tel.: 06421 28-23080
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen