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Samstag, 2. Juli 2022

Deutschlandstipendium an der TUM: „Die Jugendlichen sind unfassbar motiviert“. Bewerbung noch bis 03. Juli 2022 (> Ukraine)

 

TUM-Student Tom Hicks hat ein Ehrenamt, bei dem er Menschen verbindet. Er leitet das Projekt „Mentoring@Salesianum“ und vermittelt seine Kommiliton:innen als Mentor:innen an jugendliche Geflüchtete in München. Hier erzählt er, warum ihn seine Arbeit so begeistert – und was die mit dem Deutschlandstipendium zu tun hat.

 

Was wollt Ihr mit dem Mentoring erreichen? Warum braucht es das überhaupt?

Das Besondere bei uns ist, dass wir zu den Jugendlichen eine andere Beziehung aufbauen können als zum Beispiel ein:e Jahrzehnte ältere:r Betreuer:in oder Sozialarbeiter:in. Die Mentees sollen aus sich herauskommen. Die Mentor:innen sind Studierende von der TUM, meist noch im Bachelor. Unsere Mentees sind in der Regel zwischen 14 und 18 Jahre alt, sind allein nach München gekommen und wohnen im Salesianum am Rosenheimer Platz, einem Wohnheim für jugendliche Geflüchtete. Die Projektidee – und meine Aufgabe als Leiter des Ganzen – ist, Studierende mit Jugendlichen aus Syrien, dem Irak oder der Ukraine zu matchen. Davon profitieren beide Seiten immens.

 

Bewerbung noch bis 03. Juli 2022

Für das Deutschlandstipendium können sich TUM-Studierende noch bis zum 03. Juli 2022 bewerben: Bewerbung Deutschlandstipendium an der TUM

 

Wie viel Aufwand ist das Mentoring denn von Studierendenseite?

Von Aufwand würde ich da weniger sprechen. Ein:e Mentor:in trifft sich ein- bis zweimal in der Woche mit ihrem/seinem Jugendlichen – und was sie da machen, liegt ganz bei ihnen. Einer sagte mir neulich: „Ich war mit dem Samir (Anmerkung: Alle Namen der Beteiligten wurden geändert) im Deutschen Museum, das hat echt Spaß gemacht.“ Andere treffen sich auf ein Eis in der Stadt oder lernen Deutsch zusammen. Und einige unserer Mentees machen hier ihre Schule nach, da können wir mit Mathe- oder Englisch-Nachhilfe gut unterstützen.

 

Also holen Sie die Jugendlichen aus ihrem Alltag im Wohnheim und in der Schule raus.

Ja, zumindest zeitweise. Das ist der Kerngedanke unseres Projekts. Es ist viel mehr, als nur etwas Nachhilfe zu geben. Es geht darum, eine persönliche Verbindung mit den Jugendlichen aufzubauen. Und zum Teil entstehen auch wirkliche Freundschaften aus dem Mentoring.

 

Aber das klingt jetzt fast zu schön, um wahr zu sein…

Was man sich als Mentor:in bewusst machen sollte: Da kommen verschiedenste Persönlichkeiten zusammen. Einer ist gerade erst nach Deutschland gekommen und kann nur ein paar Brocken Deutsch. Da geht es uns schon darum, dass wir erstmal mit der Sprache helfen – um sich mit dem Mentee auch besser zu verständigen. Zum Teil verstecken sich die Jugendlichen hinter ihren Freunden im Wohnheim, wenn dort Landsleute sind und ganz gut übersetzen können. Ein anderer wiederum ist schon drei Jahre im Land, macht gerade eine Ausbildung und steht kurz vor der Abschlussprüfung. In so einem Fall helfen wir natürlich bei der Vorbereitung auf die Prüfung. An einer Technischen Universität sind die Studierenden so fit, dass sie da ohne Probleme helfen können.

 

Spüren Sie die Folgen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine im Mentoring-Projekt? Betreuen Sie auch ukrainische Jugendliche?

Bis vor kurzem hatten wir Mentor:innen noch ausschließlich Jugendliche aus dem Nahen Osten. Es meldeten sich aber immer mehr Studierende, die sich am Projekt beteiligen wollten. Ich traf mich also mit dem Leiter vom Salesianum und der meinte: „Super, wenn du noch Leute hast. Wir haben eine neue Gruppe im Wohnheim.“ Das sind alles Geflüchtete aus der Ukraine, die dort ihre Schule gemacht haben und kurz davor waren, den nächsten Schritt ins Studium zu wagen.

 

Inwieweit müssen Ihre Mentor:innen die Jugendlichen anders betreuen?

Natürlich haben die Leute aus der Ukraine andere Bedürfnisse, die meisten von ihnen sprechen sehr gut deutsch. Sie wollen in München bleiben, hier ihren Schulabschluss nachholen und dann einen Studienplatz bekommen – zum Beispiel an der TUM. Auch hier stelle ich als Leiter ein Matching auf. Da geht es primär darum, bei der Bewerbung um einen Studienplatz zu helfen.

 

Können Sie das konkret erklären?

Gerne. Denis zum Beispiel ist 17 Jahre alt und kommt aus Kyiv. Er möchte an der TUM Wirtschaftsinformatik studieren, weshalb ich für ihn einen Mentor organisiert habe, der selbst im vierten Semester Wirtschaftsinformatik studiert. Er kann ihm optimal helfen, die beiden hatten sofort ein Gesprächsthema.

 

Wie blicken diese ukrainischen Jugendlichen in die Zukunft?

Sie sind unfassbar motiviert. Das finde ich echt klasse. Einmal kam eine Freundin von jemandem aus dem Wohnheim zu einem unserer Treffen, weil sie von dem Mentoring gehört hatte. Dieses Mädchen war privat bei einer Familie untergekommen. Aber sie wollte die Chance nutzen und uns Mentor:innen zum Studium an der TUM befragen. Sie hatte konkrete Vorstellungen und Fragen, schrieb alles auf einem Notizblock mit. Auch für sie fand ich einen Mentoren.

 

Doch nicht allen fällt der Neustart in München so verhältnismäßig leicht.

Zwei Jungs aus der Gruppe der ukrainischen Geflüchteten kommen ursprünglich aus Nigeria. Sie sind fürs Studium in die Ukraine gezogen und flohen dann wie alle anderen auch Richtung Westen. Die haben echt eine Route hinter sich. Tayo zum Beispiel studierte in Kyiv, wollte auch dort bleiben. Doch als der Luftalarm immer häufiger ausgelöst wurde und sein Gebäude zu vibrieren begann, packte der nigerianische Student seinen Rucksack. Er strandete in München und wurde im Salesianum aufgenommen. Tayo möchte in München weiter studieren, aber das ist nochmal schwieriger für ihn. Stell dir vor, du bist eh schon weit weg von zuhause und musst dann noch vor einem Krieg fliehen, weil dein Gastland überfallen wird.

 

Sie selbst haben auch geflüchtete Jugendliche betreut, bevor Sie die Leitung des Projekts übernommen haben.

Vor zwei Jahren hatte ich einen 19-jährigen Mentee aus dem Irak, den Zaid. In München hat er eine Bauzeichnerlehre gemacht. Und da passte es perfekt, dass ich Bauingenieurwesen studiere. Als Zaids Abschlussprüfung bevorstand, haben wir uns immer öfter getroffen. Ich wollte dann natürlich auch, dass er das gut macht und nicht durchfällt. (lacht) Heute arbeitet er in einem Büro für Tragwerksplanung in München. Hin und wieder haben wir noch Kontakt.

 

Damit Mentor:innen und Mentees zueinanderfinden, investieren Sie ganz schön viel Zeit und Arbeit. Was machen Sie da genau?

Bei mir laufen alle Fäden zusammen – die ich dann entsprechend koordinieren muss. Das Matching mache ich nach den Bedürfnissen und Interessen der Mentees, dann schaue ich, welche passenden Studierenden es bei uns an der TUM gibt. Ich organisiere Treffen mit den einzelnen Gruppen aus dem Wohnheim, oder auch mit allen zusammen. Das hört sich vielleicht einfach an, aber da steckt viel Psychologie dahinter. Ich muss mir überlegen, in welchem Rahmen ich Menschen miteinander bekanntmache, die sich vorher noch gar nicht kennen. Spiele ich Kennenlernspiele in der Gruppe? Halte ich einen Vortrag? Oder lasse ich alles auf mich zukommen und schaue einfach, wer mit wem ins Gespräch kommt? Da gibt es viel zu bedenken.

 

Eine große Stütze für Sie ist das Deutschlandstipendium, das Sie seit mehreren Jahren bekommen. Wäre Ihr Engagement ohne das Stipendium überhaupt möglich?

Wir Deutschlandstipendiat:innen bekommen 300 Euro pro Monat. Das entlastet natürlich ganz schön. Ich habe natürlich immer nebenher gearbeitet, weil die Miete in München natürlich nicht ganz günstig ist. Aber durch die 300 Euro habe ich zum Teil auch weniger gearbeitet: Wo ich davor zwei Tage die Woche gearbeitet hatte, war es dann nur noch ein Tag pro Woche. Das heißt, das Deutschlandstipendium hat mir Zeit geschenkt – die ich dann für mein Ehrenamt verwenden konnte.

 

Mehr Informationen:

An dem Mentoring-Projekt nehmen hauptsächlich Deutschlandstipendiat:innen teil, mittlerweile sind aber auch Freund:innen der Teilnehmer:innen und andere Kommiliton:innen dazugestoßen.

Die Fluchtgeschichten der Jugendlichen können zum Teil für die studentischen Mentor:innen belastend sein. Auch deshalb hat Tom Hicks mit dem Salesianum vereinbart, dass es einen psychologischen Ansprechpartner für die Studierenden gibt.


Deutschlandstipendium an der TUM

Technische Universität München

Corporate Communications Center

Katharina Horban / Verena Meinecke

presse(at)tum.de

Teamwebsite

Kontakte zum Artikel:

Mentoring@Salesianum

mentoring.salesianum(at)xzv.tum.de

 

Deutschlandstipendium an der TUM

deutschlandstipendium(at)tum.de


https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/37483


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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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