Translate

Freitag, 1. Juli 2022

AMNESTY: UKRAINE: ANGRIFF AUF THEATER IN MARIUPOL IST KRIEGSVERBRECHEN RUSSISCHER TRUPPEN

Bei dem Angriff auf das Akademische Dramatheater in Mariupol im März 2022 handelt es sich um ein Kriegsverbrechen durch russisches Militär. Zu diesem Schluss kommt Amnesty International nach einer umfangreichen Untersuchung.

 

Amnesty International in Deutschland macht am Donnerstag, den 30.06.2022, um 22 Uhr mit Lichtinstallationen an mehreren Theatern in Berlin (Deutsches Theater, Maxim-Gorki-Theater, Renaissance-Theater) auf die Erkenntnisse aufmerksam.

 

Der neue Amnesty-Bericht "Children: The Attack on the Donetsk Regional Academic Drama Theatre in Mariupol, Ukraine" dokumentiert, wie das russische Militär das Theater am 16. März dieses Jahres aller Wahrscheinlichkeit nach wissentlich ins Visier nahm, obwohl bekannt war, dass dort Hunderte Zivilist*innen untergebracht waren.

 

Das Crisis Response Team von Amnesty International sprach mit Überlebenden und erhob digitales Datenmaterial. Daraus ergibt sich, dass der Angriff höchstwahrscheinlich mit einem russischen Kampfflugzeug erfolgte, das zwei 500-Kilo-Bomben auf das Theater abwarf.

 

Alle Verantwortlichen müssen für die Todesfälle und Zerstörung zur Rechenschaft gezogen werden.

 

Julia DuchrowStellvertreterin des Generalsekretärs und Leiterin der Abteilung Politik und Activism bei Amnesty International Deutschland

Julia Duchrow, Stellvertreterin des Generalsekretärs und Leiterin der Abteilung Politik und Activism bei Amnesty International Deutschland, sagt: "Bei dem Angriff auf das Theater in Mariupol handelt sich um ein Kriegsverbrechen seitens russischer Truppen. Bei diesem grausamen Militärschlag wurden zahlreiche Menschen verletzt und getötet. Allem Anschein nach kamen sie ums Leben, weil das russische Militär vorsätzlich ukrainische Zivilpersonen ins Visier nahm. Der Internationale Strafgerichtshof und weitere Gerichte, die für Verbrechen zuständig sind, die in diesem Konflikt verübt werden, müssen diesen Angriff als ein Kriegsverbrechen behandeln und entsprechend untersuchen. Alle Verantwortlichen müssen für die Todesfälle und Zerstörung zur Rechenschaft gezogen werden."

 

Netto-Explosivstoffgewicht von 440 bis 600 Kilogramm auf das Theater abgeworfen

 

Amnesty International beauftragte eine Physikerin mit der Anfertigung eines mathematischen Modells der Explosion, um festzustellen, welches Netto-Explosivstoffgewicht nötig ist, um das verursachte Ausmaß an Zerstörung herbeizuführen. Dies ergab, dass die Bomben ein Netto-Explosivstoffgewicht von 400 bis 800 Kilogramm aufwiesen. Ausgehend von vorliegenden Informationen über die Fliegerbomben, die Russland besitzt, handelte es sich höchstwahrscheinlich um zwei 500-Kilo-Bomben desselben Modells, was einem Netto-Explosivstoffgewicht von 440 bis 600 Kilogramm entsprechen würde.

Bei den eingesetzten Flugzeugen handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Multirollen-Kampfflugzeuge wie z. B. Su-25, Su-30 oder Su-34, die auf einem nahegelegenen russischen Luftlandeplatz stationiert waren und häufig über der südlichen Ukraine im Einsatz waren.

 

Theater war Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung

 

Im Zuge des russischen Einmarsches in die Ukraine gegen Ende Februar 2022 flohen immer mehr Menschen aus ihren Häusern und Wohnungen, da Städte und Dörfer zum Ziel militärischer Angriffe wurden. In der belagerten Start Mariupol in der Region Donezk wurde das Theater zu einem Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung.

 

Das Theater im Stadtteil Tsentralnyi wurde zu einem Umschlagplatz für die Verteilung von Medikamenten, Lebensmitteln und Trinkwasser sowie zu einem Treffpunkt für Menschen, die auf eine Evakuierung mittels humanitärer Korridore hofften. Das Gebäude war eindeutig als ziviles Objekt erkennbar. Die Bewohner*innen der Stadt hatten auch in riesigen Buchstaben das Wort "Дети" – russisch für "Kinder" – rechts und links auf den Hof neben das Gebäude geschrieben. Dies sollte für russische Pilot*innen und auf Satellitenaufnahmen deutlich zu sehen gewesen sein.


Dennoch wurde das Theater am 16. März um kurz nach 10 Uhr morgens getroffen. Die darauffolgende Explosion brachte das Dach und große Teile zweier tragender Wände zum Einsturz. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich Hunderte Zivilist*innen entweder in dem Theater oder in unmittelbarer Nähe. 


Amnesty International hat ermittelt, dass mindestens zwölf Menschen durch den Angriff getötet und viele weitere schwer verletzt wurden. Diese Schätzung liegt niedriger als vorherige. Sie trägt der Tatsache Rechnung, dass sehr viele Menschen das Theater in den Tagen vor dem Angriff verlassen hatten und die meisten verbliebenen Personen im Keller des Theaters oder in anderen Teilen des Gebäudes Zuflucht suchten, die nicht von der vollen Wucht der Explosion getroffen wurden.


Völkerrecht verbietet Angriff ziviler Objekte

Ein Grundprinzip des humanitären Völkerrechts besagt, dass die an einem bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien jederzeit zwischen Zivilpersonen und zivilen Objekten einerseits sowie Militärangehörigen und militärischen Objekten andererseits unterscheiden müssen. Militärische Objekte können ins Visier genommen werden; Zivilpersonen und zivile Objekte dürfen es nicht. 

Die Art des Angriffs auf das Theater – die bombardierten Teile des Gebäudes sowie die wahrscheinlich verwendeten Waffen – und das Fehlen eines potenziell legitimen militärischen Ziels in der Nähe deuten stark darauf hin, dass das Theater das beabsichtigte Ziel war. Demzufolge handelt es sich um einen vorsätzlichen Angriff auf ein ziviles Objekt und ist daher ein Kriegsverbrechen.

Julia Duchrow sagt: "Es sind bereits eine ganze Reihe vorsätzlicher Tötungen an Zivilpersonen in der Ukraine durch die russischen Streitkräfte bekannt. Jetzt sind gründliche Ermittlungen dringend erforderlich, um die Verantwortlichen für die verletzten und toten Zivilist*innen sowie für die umfangreichen Schäden an der zivilen Infrastruktur zur Rechenschaft zu ziehen."


Methodik

Zwischen dem 16. März und dem 21. Juni 2022 sammelte und analysierte Amnesty International Beweise im Zusammenhang mit dem Angriff auf das Theater in Mariupol. Dazu gehörten 52 Aussagen von Überlebenden und Zeug*innen des Militärschlags und seiner Folgen, von denen sich 28 zum Zeitpunkt des Anschlags im oder in der Nähe des Theaters befanden. Amnesty International analysierte auch Satellitenbilder und Radardaten von unmittelbar vor und kurz nach dem Angriff sowie authentisches Foto- und Videomaterial, das von Überlebenden und Zeug*innen zur Verfügung gestellt wurde, sowie zwei separate Baupläne des Theaters.

Zusätzlich führte das Crisis Evidence Lab der Organisation eine Open-Source-Recherche durch und untersuchte und verifizierte 46 Fotos und Videos des Militärschlags aus Sozialen Medien sowie weitere 143 Fotos und Videos, die privat mit Expert*innen von Amnesty International geteilt wurden.

Downloads

Amnesty-Bericht-Ukraine-Russland-Kriegsverbrechen-Bombenangriff-Theater-Mariupol-Juni-2022.pdf(PDF, 4.02 MB)

https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/ukraine-angriff-auf-theater-mariupol-ist-kriegsverbrechen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Deutsches Schulportal & Pädagogische Willkommensgruppen für Kinder aus der Ukraine > UKRAINE PRESSE

Jobs für Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind >

Goethe-Institut: KOSTENLOS DEUTSCH ÜBEN > UKRAINE PRESSE

Kleine oder große Tiere. In Not? Tierschutzbund! > Ukraine Presse

Ukrainische Geflüchtete können kostenlos Bus und Bahn nutzen > UKRAINE PRESSE

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

Politische Ideen I

Politische Ideen I

Politische Ideen II

Politische Ideen II

Politische Ideen III

Politische Ideen III