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Mittwoch, 6. Juli 2022

Südwestmetall-Umfrage: Knappes Viertel der M+E-Unternehmen im Land plagen wegen Lieferengpässen, Ukraine-Krieg und Kostensteigerungen existenzielle Sorgen


Dr. Schulz: „Mehrzahl der Betriebe kann sich keine weitere Kostenbelastung durch Tariferhöhung leisten“

 

22. Juni 2022

 

Knapp ein Viertel der Unternehmen in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) plagen angesichts zahlreicher Herausforderungen wie Lieferengpässen und Ukraine-Krieg existenzielle Sorgen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Arbeitgeberverband Südwestmetall am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt hat. „Die Firmen leiden vor allem unter teils enormen Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen oder Vorprodukten“, sagte der Verbandsvorsitzende Dr. Joachim Schulz: „In dieser Situation kann sich die Mehrzahl der Betriebe daher eigentlich keine weitere Kostenbelastung durch eine Tariferhöhung leisten.“

 

Laut der Umfrage sehen 23 Prozent der Befragten im Südwesten ihr Unternehmen als „wirtschaftlich gefährdet“ an – etwas mehr als im Durchschnitt der bundesweiten Befragung. 61 Prozent rechnen in diesem Jahr aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds mit weniger Umsatz, sogar 81 Prozent mit weniger Gewinn. Als Reaktion auf das veränderte Wirtschaftsumfeld reduzieren oder verschieben zwei Drittel der Befragten Investitionen, 63 Prozent diversifizieren ihre Lieferketten. Etwas ausgeprägter ist in Baden-Württemberg das Thema Personalabbau mit 27 Prozent (bundesweit: 20 Prozent).

 

Die Auftragslage sei zwar nach wie vor gut, aufgrund der Lieferengpässe erhole sich die Produktion aber immer noch nur langsam, so Schulz: „Das Vorkrisenniveau von 2018 liegt noch in sehr weiter Ferne.“ Dabei sei zu beobachten, dass die Heterogenität in der M+E-Industrie in den letzten Jahren deutlich zugenommen habe. So habe z.B. die Elektrotechnik das Vorkrisenniveau wieder erreicht, während der Fahrzeugbau weit hinterherfahre: „Dabei verläuft nicht nur die Produktion immer unterschiedlicher. Auch die Gewinnmargen driften immer weiter auseinander – teils auch innerhalb der Branchen selbst.“

 

Angesichts einer Weltwirtschaft an der Klippe zum Abschwung vertrage die M+E-Industrie keine weiteren, unumkehrbaren Kostenbelastungen, sagte Schulz: „Und wir müssen allen Betrieben tarifliche Lösungen anbieten, die ihrer jeweiligen Situation gerecht werden.“ Das Prinzip „One size fits all“ passe überhaupt nicht mehr zur aktuellen Entwicklung und zu einer äußerst volatilen Weltwirtschaft: „Mit einem hohen Tarifabschluss würden wir die Not vieler Firmen vergrößern oder sie aus dem Verband und der Tarifbindung treiben. Dies wollen wir unbedingt verhindern.“

 

Die Forderungsempfehlung des IG-Metall-Vorstands in Höhe von sieben bis acht Prozent bezeichnete Schulz vor diesem Hintergrund als „unrealistisch und schädlich“. Sie werde eine Lösungssuche in der im Herbst anstehenden Tarifrunde „enorm erschweren“. Dass die Gewerkschaft zur Begründung die Rahmendaten von zwei vollen Jahren heranziehe, sei abenteuerlich, so der Südwestmetall-Vorsitzende: „Ärgerlich ist auch, dass die IG Metall wiederholt behauptet, die Metaller hätten seit 2018 keine dauerhaft wirksame Lohnerhöhung bekommen. Das ist schlicht unwahr.“ Durch die Einführung mehrerer fester, jährlich wiederkehrender Entgeltbausteine stünden den M+E-Beschäftigten heute jährlich rund fünf Prozent oder gut 3.000 Euro mehr zur Verfügung als noch vor vier Jahren.

 

Die Umfrage unter den Mitgliedsfirmen von Südwestmetall wurde in der zweiten Maihälfte im Verbund mit den Schwesterverbänden in den anderen Bundesländern durchgeführt. Die bundesweiten Ergebnisse hat der Dachverband Gesamtmetall am vergangenen Wochenende vorgestellt. An der Umfrage beteiligten sich im Südwesten 310 Unternehmen mit rund 300.000 Beschäftigten. Das entspricht einer Beteiligungsquote von knapp 50 Prozent der Mitgliedsunternehmen und von knapp 60 Prozent der Beschäftigten. Bundesweit lag die Beteiligung bei 1.432 Unternehmen mit rund 1,7 Millionen Beschäftigten.

 

Downloads

https://www.suedwestmetall.de/presse/pressemitteilungen/2022/06/suedwestmetall-umfrage-knappes-viertel-der-me-unternehmen-im-land-plagen-wegen-lieferengpaessen-ukraine-krieg-und-kostensteigerungen-existenzielle-sorgen



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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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