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Sonntag, 10. Juli 2022

Deutschlands Interessen, Strategien und Politik im Umgang mit Kriegen und Konflikten


Hans-Georg Ehrhart


22.06.2022 / 9 Minuten zu lesen

Die deutsche Politik gegenüber innerstaatlichen Konflikten ist deklaratorisch stark an wertebasierten Zielen, wie Frieden, Demokratie und Stärkung einer regelbasierten internationalen Ordnung, ausgerichtet. In der politischen Praxis überwiegen jedoch ordnungs- und bündnispolitische Interessen. Die Ergebnisse dieser Politik sind in den meisten Konfliktregionen ernüchternd, meint Hans-Georg Ehrhart.

 

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 Interessen und Ziele

 Strategien und Instrumente

 Drei Missionen: Afghanistan, Mali, Ukraine

 Fazit und Ausblick

 

Wie die meisten Staaten hat sich auch das wiedervereinigte Deutschland in den ersten Jahren nach dem Ende des Ost-West-Konflikts schwergetan, seine Linie in dem neuen Politikfeld "Bearbeitung und Lösung innerstaatlicher Konflikte" zu finden. Drei Handlungsstränge schälten sich dabei zunächst heraus: die Osterweiterung von EU und NATO, die Bearbeitung von Gewaltkonflikten auf dem Balkan und die Teilnahme der Bundeswehr an internationalen Friedensmissionen.

 

Im Kern ging es vor allem um die Gewährleistung von Frieden und Stabilität in der europäischen Nachbarschaft, die Stärkung der westlich dominierten multilateralen Ordnung und die Verbreitung des liberal-demokratischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodells. In diesem Kontext kamen zahlreiche neue politische Ansätze und Instrumente, wie Konfliktprävention, Mediation, Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und die Implementierung von Sicherheitssektorreformen, zum Einsatz. Die Interner Link:Umsetzung erfolgte in enger Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und Regionalorganisationen.

 

Gleichzeitig wurde die Bundeswehr schrittweise von einer territorialen Verteidigungsarmee zu einer international handlungsfähigen Interventionsstreitmacht umgebaut, die gegebenenfalls in der Lage ist, zur Friedenssicherung und Bewahrung von regionaler Stabilität in innerstaatliche Konflikte einzugreifen. Das Engagement erfolgte zunächst im Rahmen ziviler UN-Missionen, danach auch in Militäreinsätzen, vor allem auf dem Balkan. 1999 beteiligte sich die Bundeswehr an den völkerrechtlich umstrittenen Luftangriffen der NATO gegen Serbien (Loquay2000). Dadurch wurde ein erster Keim für das Aufleben des Machtkonflikts zwischen dem Westen und Russland gelegt, das Partei für Serbien ergriffen hat.

 

Interessen und Ziele

Deutschland sieht fragile Staaten und autoritäre Herrschaft als entscheidenden Nährboden für gewaltsame Konflikte an, weil diese Nationalismus, gewaltbereiten Extremismus und die Internationalisierung von Konflikten begünstigen. Krisen entstehen auch, "weil Menschen sich nicht gehört oder nicht vertreten fühlen und Konfliktparteien keinen Weg finden, miteinander ins Gespräch zu kommen" (Auswärtiges Amt 2019). Daraus wird die Notwendigkeit abgeleitet, staatliche Strukturen in Konfliktregionen zu stabilisieren und zu reformieren. Angesichts der durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine veränderten Sicherheitslage in Europa wird inzwischen stärker hinterfragt, "wie effektiv unsere Mittel sind und was sie zur Stabilisierung der Regionen und unserer eigenen Sicherheit beitragen" (Auswärtiges Amt 2022).

 

Das deutsche Engagement zur Beilegung innerstaatlicher Konflikte erfolgt in der Regel im Verbund mit Partnern im Rahmen einer regelbasierten multilateralen Weltordnung, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere von den USA geprägt worden ist. Deutschland sieht seine Interessen eng mit denen seiner Verbündeten und Partner verflochten, wobei die postulierten gemeinsamen Werte, wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und gutes Regieren, den ideologischen Kitt für solidarisches und gemeinsames Handeln bilden. Dass im Zweifelsfall Interessen höher gewichtet werden als Werte, belegt die Zusammenarbeit mit höchst problematischen Staaten, wie der autoritären Türkei, dem die Menschenrechte verachtenden Saudi-Arabien oder dem Putschisten-Regime in Mali. Im ersten Fall handelt es sich um einen NATO-Partner, im zweiten um einen vermeintlichen Stabilitätsanker im Nahen Osten und im dritten um ein wichtiges Interessengebiet Frankreichs, Deutschlands engstem europäischen Partner.

 

Strategien und Instrumente

Um fragile Staaten zu stabilisieren und autoritäre Herrschaftsformen zu überwinden, verfolgt die Bundesregierung einen "umfassenden und vernetzten Ansatz" (Ehrhart 2011). Sie greift dabei auf ein breites Instrumentarium zurück, etwa bi- und multilaterale Maßnahmen der Außen-, Entwicklungs-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie auf Mechanismen europäischer und internationaler Organisationen. Wichtige programmatische Dokumente sind der "Aktionsplan Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung" (2004), die ressortübergreifenden "Leitlinien für eine kohärente Politik gegenüber fragilen Staaten" (2012) sowie die Leitlinien zur Konfliktbewältigung (Die Bundesregierung: 2017).

 

Die Art und Weise, wie deutsche Interessen und Ziele gegenüber Konflikt- und Postkonfliktländern verfolgt und umgesetzt werden, hat sich seit Anfang der 1990er Jahre signifikant verändert. In der ersten Phase standen die weltweite Förderung und Verbreitung des westlichen liberalen Modells im Vordergrund. Demokratische Strukturen und soziale Marktwirtschaft galten als Königsweg für die Befriedung von Konflikt- und Postkonfliktgesellschaften. Strategien und Instrumente wurden unter dem Begriff des liberalen Peace-building zusammengefasst (Brahimi 2000). Die Politik des State- und Peace-building von außen und des "social engineering", d.h. des technokratischen und kulturell wenig sensiblen Umbaus fremder Staaten und Gesellschaften, stieß schnell an ihre Grenzen (Newman/Paris/Richmond 2009).

 

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 läuteten die zweite Phase ein. Anstatt aus den Misserfolgen zu lernen und zu einer inklusiveren, die Interessen der lokalen Bevölkerung stärker berücksichtigenden Politik überzugehen, vollzogen die USA unter Präsident George W. Bush einen verhängnisvollen Strategiewechsel. Eckpunkte waren der "Krieg gegen den Terror" und eine Politik des militärisch gestützten "regime change" gegen unbotmäßige autoritäre Staaten. Primär aus Gründen der Bündnissolidarität nahm Deutschland zwischen 2001 und 2021 an 29 Einsätzen und Missionen der NATO, der EU und der UNO teil (Bundeswehr 2021). Der längste und mit 59 toten Soldaten blutigste Einsatz war in Afghanistan. Das Engagement, das mit dem Ziel eines primär entwicklungspolitisch gestützten Peace- und State-building begann, eskalierte mehr und mehr zur Aufstandsbekämpfung.

 

In der dritten Phase, die mit dem Ende des Kampfeinsatzes der NATO in Afghanistan im Jahr 2014 begann, wandelte sich das deutsche Engagement schrittweise hin zu einer Politik der pragmatischen Einhegung und Stabilisierung innerstaatlicher Konflikte. Angesichts der insgesamt desaströsen Ergebnisse nahm die Neigung zu Interventionen merklich ab. Im Vorgehen der EU war eine vergleichbare Entwicklung zu beobachten. Ob in der Ukraine, auf dem westlichen Balkan oder in der Sahel-Zone, die Bundesregierung schraubte ihre Reformansprüche nun deutlich zurück und konzentrierte sich hauptsächlich darauf, mit den Regierungen von Konflikt- und Postkonfliktstaaten Vereinbarungen über konkrete Stabilisierungsmaßnahmen, etwa die Ertüchtigung der Streitkräfte, zu treffen. Wie die Entwicklung u.a. im westlichen Balkan (z.B. Serbien) und der Sahel-Zone (z.B. Mali) zeigt, kann die Stabilisierungspolitik auch zur Stärkung autoritärer Strukturen beitragen.

 

Drei Missionen: Afghanistan, Mali, Ukraine

Beispielhaft für das Engagement Deutschlands sind die Konflikte in Afghanistan, Mali und der Ukraine. In Afghanistan handelte es sich um einen Einsatz im Rahmen der NATO, in Mali um Stabilisierungs- und Ausbildungseinsätze im Rahmen der UNO und der EU und in der Ukraine um ein zunächst vorwiegend nicht-militärisches Engagement im Rahmen der OSZE, der NATO und der EU.

 

Afghanistan

Deutschland hat sich primär in Afghanistan engagiert, weil es sich nach 9/11 verpflichtet fühlte, mit der die deutsche Sicherheit garantierenden Bündnisvormacht USA solidarisch zu sein (Krause 2011). Im Rahmen der Mission sollte Afghanistan in die Lage versetzt werden, eine Demokratie aufzubauen, um zu gewährleisten, dass von dort keine terroristische Gefahr mehr für Deutschland und seine Partner ausgeht (Die Bundesregierung 2008: 5). Konkrete Ziele waren die Stärkung des Staates und die Durchsetzung von Bürgerrechten, die Verbesserung der Lebensbedingungen, die Schaffung von Alternativen zum Drogenanbau, der Aufbau von Infrastruktur, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, die Beseitigung der Kriegsfolgen und die Verbesserung der Sicherheit (Die Bundesregierung 2008: 45).

 

Die Bundesregierung benötigte zwanzig Jahre, um zu erkennen, dass die Politik des militärisch gestützten Peace- und State-building in Afghanistan gescheitert ist. Die Interner Link:Gründe dafür sind hauptsächlich in drei Punkten zu suchen: (1) der Bündnissolidarität gegenüber den USA und der NATO, (2) dem Unvermögen, nach offenkundigen Fehlentwicklungen eine grundlegende Strategie- und Politikänderung vorzunehmen sowie (3) dem mangelnden Mut politischer Entscheidungsträger, sich selbst und der Öffentlichkeit gegenüber das Scheitern der Mission einzugestehen.

 

Mali

Auch in Mali-Einsatz spielten bündnispolitische Überlegungen eine wichtige Rolle – diesmal gegenüber Frankreich, das für die geostrategische Sicherung der krisengeschüttelten Sahelzone – seinem vormaligen kolonialen Herrschaftsbereich - europäische Solidarität einforderte. Auch seitens der EU wuchs die Bereitschaft, sich stärker als geopolitischer und sicherheitspolitischer Akteur in Afrika zu Interner Link:engagieren (Brüne/Ehrhart/Justenhoven 2015). Die Bundesregierung stimmte dem Engagement zu, ohne gemeinsam mit Paris eine hinreichend klar definierte politische Strategie für das Land zu erarbeiten, das doppelt so groß ist wie Afghanistan.

 

Die Bundesregierung führt vor allem drei Gründe für ihr zivil-militärisches Engagement in Mali an: (1) den Kampf gegen den Terrorismus, (2) die Stabilisierung Malis und der Region sowie (3) die Eindämmung der Migration in Richtung Europa im Rahmen sogenannter Migrationspartnerschaften (Die Bundesregierung 2022a). Die Fluchtursachenbekämpfung war ursprünglich nicht Teil des Aufgabenkatalogs. Nach der Flüchtlingskrise 2015 sollte dieses Ziel zusätzliche Legitimation liefern.

 

Neun Jahre nach Beginn der Intervention muss man feststellen, dass sich die terroristischen Anschläge in der Region vervielfacht haben. Auch der zurzeit größte und gefährlichste Blauhelmeinsatz, die MINUSMA-Mission der UNO, an der die Bundeswehr mit 1.100 Einsatzkräften beteiligt ist, bemühte sich bislang vergeblich darum, das Land zu stabilisieren. Schließlich ist das Vorhaben gescheitert, die malischen Streitkräfte durch die EU-Trainingsmission (EUTM Mali) zu reformieren, an der 600 Bundeswehrsoldaten beteiligt sind. Das malische Militär hat 2020/21 innerhalb von neun Monaten zwei Mal geputscht.

 

Angesichts der zunehmenden Destabilisierung der gesamten Sahel-Region kann auch die Eindämmung der Migration als gescheitert gelten. 2021 waren in Mali mehr als 400.000 Menschen auf der Flucht. Das sind mehr als viermal so viele wie im Jahr zuvor (CARE 2021). Trotz dieser Misserfolge hat der Bundestag mit erstaunlicher Regelmäßigkeit die Mandate für beide Einsätze verlängert. Auch die auf die Reform des malischen Staates und der Gesellschaft gerichteten Anstrengungen stecken in einer Sackgasse. Im Index für fragile Staaten ist das Land mittlerweile am unteren Ende der Skala angekommen (Fund for Peace 2021). Die Stimmung in Mali hat sich mittlerweile gegen die Präsenz Frankreichs und seiner europäischen Partner gedreht. Nachdem Frankreich auf Druck der malischen Regierung beschlossen hat, sein Militär aus dem Land abzuziehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Bundeswehr folgt.

 

Ukraine

Seit der Implosion der Sowjetunion hat Deutschland ein Interesse an einer unabhängigen, stabilen und demokratischen Ukraine. Im Mittelpunkt standen Ziele, wie die Erschließung eines großen Marktes durch liberale Wirtschaftsreformen, die Reform des Justizsystems und der Aufbau demokratischer Institutionen. Die von innenpolitischer und gesellschaftlicher Instabilität, schwacher Wirtschaft und starker Korruption geprägte Ukraine blieb für die Bundesregierung jedoch lange nachrangig gegenüber einer primär an Russland ausgerichteten Ostpolitik.

 

Das änderte sich ab 2014 nach der russischen Annexion der Krim und der militärischen Unterstützung der ukrainischen Separatisten der Ostukraine. Die Belange der Ukraine gewannen einen bis dahin nie erreichten hohen Stellenwert. Die Bundesregierung übernahm eine führende Rolle bei der Verteidigung der ukrainischen Souveränität, der Aushandlung eines Waffenstillstands (Minsker Abkommen), der Verhängung von Sanktionen gegen Moskau und der Heranführung der Ukraine an die EU. Zur Auflösung der Fußnote[1] Gleichwohl war Berlin angesichts mangelnder Reformfortschritte, etwa im Justizapparat, im mächtigen Sicherheitsdienst SBU und bei der Korruptionsbekämpfung, enttäuscht. Die deutsche Politik unterschätzte wohl, wie schwierig politische und gesellschaftliche Reformprozesse in dem vom Krieg im Osten gezeichneten Land sind (Härtel 2021).

 

Die westlichen Staaten haben die Entschlossenheit Russlands unterschätzt, die "ukrainische Frage" militärisch entscheiden zu wollen. Rückblickend ist zu konstatieren: Der Westen hat gegenüber Russland sowohl bei der Entwicklung und Umsetzung einer wirksamen Eindämmungs- und Abschreckungsstrategie als auch eines langfristig angelegten Angebots der strategischen Kooperation und wirtschaftlichen Modernisierung versagt. Wahrscheinlich wäre eine Kombination aus beiden – eine Doppelstrategie – die angemessene Vorgehensweise gewesen. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24.2.2022 hat Berlin eine "Zeitenwende" in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik angekündigt. Mit Blick auf die Ukraine bedeutet das, dass nun alle Anstrengungen darauf gerichtet werden, gemeinsam mit den Partnern in NATO und EU einen militärischen und politischen Sieg Russlands zu verhindern (Die Bundesregierung 2022b).

 

Fazit und Ausblick

Die Bereitschaft der deutschen Politik aus Fehlern zu lernen, ist in der Vergangenheit weit hinter dem Tempo der globalen machtpolitischen Veränderungen zurückgeblieben. So war in dem Bericht der (schwarz-roten) Bundesregierung über die Umsetzung der Leitlinien aus dem Jahr 2021 von Fehlschlägen, wie in Afghanistan, Syrien und Mali, nichts zu lesen (Die Bundesregierung 2021). Das offenkundige Scheitern der "Illusion Statebuilding" (Bliesemann de Guevara/Kühn 2010) wurde sowohl in Afghanistan als auch in Mali ignoriert, weil man die Solidarität mit den amerikanischen und europäischen Verbündeten für "alternativlos" hielt.

 

Bei den militärischen Auslandseinsätzen mangelt vor allem an einer gründlichen Lageanalyse, einer klaren Vorstellung von dem übergeordneten politischen Zweck, den dafür anzustrebenden Zielen und dem benötigten Mitteleinsatz. Stattdessen dominieren oftmals kulturelle Ignoranz, überzogene und kaum präzisierte Ziele, falsche Prioritäten und viel Schönfärberei. Schließlich reduzierte man vor dem Hintergrund innenpolitischer Interventionsmüdigkeit und neuer internationaler Herausforderungen die Ansprüche so weit, dass man sich zunehmend auf die Interner Link:Ausbildung der lokalen Sicherheitskräfte konzentrierte, auch wenn dadurch autokratischen Strukturen gefestigt wurden.

 

Nur mit einer selbstkritischen und systematischen Analyse der Einsätze und entsprechenden politische Konsequenzen können künftige Fehlentscheidungen und Misserfolge vermieden werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die neue Bundesregierung angekündigt. Sie will den Afghanistaneinsatz durch eine Enquete-Kommission evaluierten lassen, deren Erkenntnisse "praxisnah und zukunftsgerichtet aufgearbeitet werden, sodass sie in die Gestaltung zukünftiger Auslandseinsätze einfließen" (Mehr Fortschritt wagen 2021: 150). Ob und inwieweit außereuropäische Stabilisierungseinsätze angesichts des in den Vordergrund gerückten macht- und ordnungspolitischen Konflikts mit Russland künftig noch eine Rolle spielen, ist allerdings fraglich.

 

Quellen / Literatur

Fußnoten

Lizenz

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Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht. Autor/-in: Hans-Georg Ehrhart für bpb.de

 

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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