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Sonntag, 3. Juli 2022

Bonn: Stadt will gute Versorgung der ukrainischen Geflüchteten sicherstellen

4.115 Menschen aus der Ukraine haben sich bis Donnerstag, 2. Juni 2022, in der Bundesstadt Bonn angemeldet. Von diesen hat die Stadtverwaltung 2.367 Personen untergebracht – 475 in städtischen Unterkünften, 183 in Wohnungen, 1.126 in Hotels, und 583 wurden privat vermittelt.

 

Nach wie vor kommen täglich 20 bis 30 Menschen, die aufgrund des Angriffskriegs Russlands die Ukraine verlassen haben, in Bonn an. Daher werden ab Mittwoch, 8. Juni 2022, die ersten Geflüchteten in die neue Unterkunft in der Mallwitzstraße 2-4 im Stadtbezirk Bad Godesberg ziehen. Die Stadt hat das Gebäude für bis zu 120 Menschen hergerichtet. In der zweiten großen städtischen Unterkunft, der früheren Landwirtschaftskammer im Stadtbezirk Beuel, in der in Kürze Betreuungsangebote für die dort lebenden Kinder organisiert werden, ist die Kapazität auf 300 Personen erhöht worden; 223 Menschen leben bereits dort.

 

OB Dörner: „Für alle Beteiligte ein Kraftakt“

„Wir setzen alles daran, dass es den mehr als 4.000 Menschen – davon etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche – in unserer Stadt gut geht und sie zur Ruhe kommen können“, betont Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Das ist für alle Beteiligte ein Kraftakt: Die Menschen erhalten Unterkunft, werden versorgt und betreut, Kinder und Jugendliche werden in Kindertagesstätten und Schulen aufgenommen, zahlreiche Integrationseinrichtungen und Vereine setzen sich für die Integration der Geflüchteten ein.“

 

Die Stadtverwaltung konzentriert jetzt all ihre Anstrengungen auf die bestmögliche Unterbringung und Versorgung der bereits angekommenen Geflüchteten. Neuankömmlinge werden daher, wie mit der Bezirksregierung Arnsberg abgestimmt, bis auf Weiteres an die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes NRW in Bochum weitergeleitet. Ausnahmen sind in Einzelfällen, wie beispielsweise bei Familiennachzügen, möglich.

 

Zahl der Personen in Hotels soll reduziert werden

„Wir benötigen für bis zu 1.700 Menschen, die bereits in Bonn sind, Platz in Unterkünften und Wohnungen“, erläutert Sozialdezernentin Carolin Krause. „Unser oberstes Ziel ist es, kurz- bis mittelfristig die mehr als 1.100 in Hotels untergebrachten Personen in städtischen Unterkünften und Wohnungen unterzubringen. Darüber hinaus müssen wir jederzeit damit rechnen, auch für die fast 600, bisher privat untergekommenen Geflüchteten eine städtische Bleibe bereit zu haben.“

 

Akquise von Wohnungen und Gebäuden

Aktuell hat die Stadt allerdings nur 150 freie Plätze in Unterkünften und Wohnungen. Hinzu kommen die Mallwitzstraße, die Aufstockung der Landwirtschaftskammer, freiwerdende Kapazitäten in der Erstanlaufstelle in Buschdorf und in Kürze eine weitere größere Unterkunft. Dennoch bleibt die Akquise von Wohnungen und Gebäuden eine der größten Herausforderungen.

 

Daher prüft das Städtische Gebäudemanagement Bonn weiterhin mit Hochdruck zahlreiche Objekte und steht mit zahlreichen Vermieter*innen in Verbindung, um Wohnraum für Geflüchtete zu ortsüblichen Konditionen (gemäß Mietspiegel) unbürokratisch und schnell anzumieten. Ansprechpartnerin beim SGB ist Mariya Streltsova, E-Mail  mariya.streltsovabonnde, Telefon 0228 - 77 60176.

 

3.400 Personen beziehen Leistungen

Bis 31. Mai 2022 hat die Ausländerbehörde auf Basis der Anträge auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis insgesamt 3.400 so genannte Fiktionsbescheinigungen ausgestellt. Die Fiktionsbescheinigung beinhaltet den Passus, dass jede Erwerbstätigkeit erlaubt ist. Wie viele Menschen tatsächlich zwischenzeitlich eine Arbeit aufgenommen haben, ist der Stadtverwaltung nicht bekannt, da die konkrete Beschäftigung nicht genehmigt werden muss.

 

Über das Amt für Soziales und Wohnen beziehen mittlerweile ebenfalls rund 3.400 Geflüchtete aus der Ukraine Leistungen.

 

Seit dem 1. Juni erhalten die Geflüchteten aus der Ukraine Hilfe zum Lebensunterhalt bzw. Grundsicherung auf Basis des Sozialgesetzbuches II (SGB II) und wechseln somit in die Zuständigkeit des Jobcenters, sofern sie ausländerrechtlich erfasst sind und über eine Fiktionsbescheinigung verfügen. Nach Einschätzung der Stadtverwaltung läuft die Übergabe vom Amt für Soziales und Wohnen an das Jobcenter Bonn/Rhein-Sieg sehr gut.

 

Kindertagesstätten und Schulen

In Kindertagesstätten von freien Trägern und in städtischen Kindergärten werden derzeit circa 70 ukrainische Kinder betreut. Diese sind dort überwiegend als Besuchskinder mit unterschiedlichen Betreuungszeiten oder sind zusätzlich zu den vorhandenen Kindern aufgenommen worden. 253 Kinder werden auch in drei städtischen und 21 Brückenprojekten von freien Trägern betreut, die u.a. an die großen Unterkünfte angedockt sind.

 

Der Stadt Bonn ist es ein Anliegen, die Kinder und ihre Familien bestmöglich an die Kindertagesbetreuung heranzuführen und setzt aktuell auf sogenannte Brückenprojekte. Diese finden als Ergänzung zu den bestehenden Bildungsangeboten statt und werden dezentral, häufig in unmittelbarer Nähe oder sogar in einer Unterkunft für Geflüchtete angeboten.

 

Das Land NRW fördert hierbei unterschiedliche Formen von Angeboten, wie beispielsweise Eltern-Kind-Gruppen oder Spielgruppen. Das Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt hält bereits Eltern-Kind-Gruppen in drei Einrichtungen für Geflüchtete vor, die durch zahlreiche Angebote verschiedener freier Träger der Jugendhilfe ergänzt werden. Aktuell wird ein weiteres Projekt in der ehemaligen Landwirtschaftskammer in Beuel vorbereitet. Eine Erzieherin aus der Ukraine konnte bereits als Fachkraft für die pädagogische Betreuung gewonnen werden.

 

In der zentralen Anlaufstelle der Bezirksregierung Köln in Bonn wurden bis einschließlich 24. Mai 2022 etwa 730 Schüler*innen aus der Ukraine erfasst und den unterschiedlichen Schulformen zugewiesen, Tendenz derzeit weiter steigend. Dabei entfallen rd. 285 Schüler*innen (39 Prozent), auf die Grundschule, 360 Schüler*innen (knapp 50 Prozent) auf die Sekundarstufe I (Vorbereitungsklassen/Sprachfördergruppen) und 85 Schüler*innen (gut 11 Prozent) auf die Sekundarstufe II (Internationale Förderklassen an Berufskollegs).

https://www.bonn.de/pressemitteilungen/juni-2022/stadt-will-gute-versorgung-der-ukrainischen-gefluechteten-sicherstellen.php

 

Informationen für Geflüchtete

Informationen mit ukrainischer Übersetzung/Інформація українською мовою

https://www.bonn.de/themen-entdecken/integration-migration/informationen-fuer-gefluechtete.php

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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