Tobias Heidland
21.06.2022 / 11 Minuten zu lesen
Der russische Angriff auf die Ukraine hat eine globale
Ernährungskrise ausgelöst, deren Schwere bisher nur grob abschätzbar ist. Viel
hängt davon, ab wie verschiedene Länder in den folgenden Monaten und Jahren
reagieren werden.
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Welche Auswirkungen
hat der Krieg auf die weltweiten Agrarmärkte?
Wer ist besonders
betroffen?
Welche kurz-, mittel-
und langfristigen Auswirkungen haben die gestiegenen Lebensmittelpreise?
Die Ukraine und Russland gehören zu den größten
Agrarproduzenten weltweit. Die Ukraine produzierte 2019 30% des globalen
Sonnenblumenöls, Russland weitere 27%. Mehr als die Hälfte der globalen
Produktion kommt also aus diesen beiden Ländern. Prozentual weniger groß, aber
für die Kalorienversorgung der Menschheit noch entscheidender, sind rund 19%
der Weltproduktion von Gerste, 13% des Weizens und 4.4% des Mais.
Diese Zahlen mögen zunächst nicht allzu groß erscheinen. Im
Vergleich zu anderen Ländern, die ihre eigene Produktion überwiegend im Inland
verbrauchen wie etwa Indien (siehe Interner Link:Fallstudie 2), ist jedoch
gerade die Ukraine ein großer Nettoproduzent: Ein erheblicher Teil der
inländischen Produktion wird exportiert. So machte 2019 der in der Ukraine
produzierte Mais 16% der global gehandelten Gesamtmenge aus, obwohl er nur 3,2%
der weltweiten Gesamtproduktion darstellt.
Warum die Ukraine und Russland so wichtig für die globale
Ernährungssicherheit sind, liegt zum Teil an den großen Flächen, die in den
Ländern zur Verfügung stehen. Der europäische Teil Interner Link:Russlands ist
mehr als zehnmal so groß wie Deutschland, die Ukraine ist etwa 70% größer als
die Bundesrepublik. Wichtiger aber sind die Bodenbeschaffenheit und das dazu
passende Klima: Das Klima hat in Teilen der Ukraine und Russlands sogenannte
Schwarzerde-Böden geschaffen, die zu den fruchtbarsten Regionen weltweit
gehören. Die Ukraine war daher Interner Link:schon vor der Sowjetzeit einer der
"Brotkörbe Europas". Nach Ende der Sowjetunion und der
Wirtschaftskrise der 1990er Jahre wurde die oft technologisch abgehängte
Landwirtschaft durch staatliche und private Investitionen immer produktiver, so
dass die Überschüsse, die für den Export zur Verfügung stehen, pro Kopf der
Bevölkerung sehr hoch sind.
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