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Mittwoch, 22. Juni 2022

Physik in Zeiten des Krieges "... institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres auszusetzen."

Der DPG-Vorstandsrat – das „Parlament“ der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) – hat beschlossen, die institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres auszusetzen. Die Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung diskutiert nukleare Gefahren des Kriegsgeschehens.

Bad Honnef, 15. März 2022 – Auf der jüngsten Sitzung des Vorstandsrates – des „Parlaments“ der DPG – hat die weltweit größte physikalische Fachgesellschaft in einer Deklaration beschlossen, ihre institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres auszusetzen.

„Es fällt schwer, sich in diesen Zeiten auf die Physik zu konzentrieren“, so Präsident Lutz Schröter. „Der Krieg gegen die Ukraine verlangt von uns eine klare Haltung gegen die Aggression des russischen Staates und gleichzeitig die Solidarität mit unseren Fachkolleginnen und -kollegen. Wir wollen den persönlichen Gesprächsfaden auch zu unseren russischen Freunden und Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern nicht abreißen lassen, die oft kritisch dem Regime gegenüberstehen und von der russischen Regierung nicht in Geiselhaft genommen werden dürfen. Auch ihnen gilt unsere Solidarität. Unsere Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen die staatstragenden institutionellen Einrichtungen.“


Der Fokus der Deklaration richtet sich aber auf die Unterstützung der Ukrainischen Physikalischen Gesellschaft und der Fachgesellschaften der Anrainerstaaten sowie auf den Versuch, die Ukrainerinnen oder Ukrainern, die vor dem Krieg fliehen mussten, aufzufangen und ihnen Schutz zu geben und ihnen bei Bedarf zumindest vorübergehend eine neue wissenschaftliche Heimat zu bieten. „Wir lassen uns nicht in unserem Glauben an die verbindende Wirkung von Wissenschaft erschüttern!“, betont DPG-Präsident Schröter.

 

Zur Resolution der DPG zur Situation in der Ukraine


Auf der laufenden Frühjahrstagung der DPG, die ursprünglich in Erlangen stattfinden sollte und coronabedingt online veranstaltet wird, bietet die Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung über das geplante Programm hinaus aus aktuellem Anlass einen Workshop zum Thema „Nukleare Gefahren in der Ukraine Krise“ an, der unter https://www.youtube.com/watch?v=RYiUXKC2f-8 öffentlich zugänglich ist:

 

In der Ankündigung heißt es:

 

“Während des russischen Angriffs in der Ukraine haben sich zwei nukleare Gefahren offenbart: Die eine ist die Gewährleistung der Sicherheit von Nuklearanlagen wie Kernkraftwerken oder Forschungsreaktoren einschließlich dem eingelagerten Spaltmaterial in einer Kriegssituation. Die andere ist das Eskalationsrisiko hin zu einem Atomwaffeneinsatz.”

 

Diesen Fragen und den mittel- und langfristigen Folgen dieser Entwicklung widmet sich dieser Workshop.

 

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000 Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de

https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/aktuell/2022/physik-in-zeiten-des-krieges

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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