Der DPG-Vorstandsrat – das „Parlament“ der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) – hat beschlossen, die institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres auszusetzen. Die Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung diskutiert nukleare Gefahren des Kriegsgeschehens.
Bad Honnef, 15. März 2022 – Auf der jüngsten Sitzung des Vorstandsrates – des „Parlaments“ der DPG – hat die weltweit größte physikalische Fachgesellschaft in einer Deklaration beschlossen, ihre institutionelle Zusammenarbeit mit allen russischen Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen bis auf Weiteres auszusetzen.
„Es fällt schwer, sich in diesen Zeiten auf die Physik zu konzentrieren“, so Präsident Lutz Schröter. „Der Krieg gegen die Ukraine verlangt von uns eine klare Haltung gegen die Aggression des russischen Staates und gleichzeitig die Solidarität mit unseren Fachkolleginnen und -kollegen. Wir wollen den persönlichen Gesprächsfaden auch zu unseren russischen Freunden und Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern nicht abreißen lassen, die oft kritisch dem Regime gegenüberstehen und von der russischen Regierung nicht in Geiselhaft genommen werden dürfen. Auch ihnen gilt unsere Solidarität. Unsere Maßnahmen richten sich ausschließlich gegen die staatstragenden institutionellen Einrichtungen.“
Der Fokus der Deklaration richtet sich aber auf die
Unterstützung der Ukrainischen Physikalischen Gesellschaft und der
Fachgesellschaften der Anrainerstaaten sowie auf den Versuch, die Ukrainerinnen
oder Ukrainern, die vor dem Krieg fliehen mussten, aufzufangen und ihnen Schutz
zu geben und ihnen bei Bedarf zumindest vorübergehend eine neue
wissenschaftliche Heimat zu bieten. „Wir lassen uns nicht in unserem Glauben an
die verbindende Wirkung von Wissenschaft erschüttern!“, betont DPG-Präsident
Schröter.
Zur Resolution der DPG zur Situation in der Ukraine
Auf der laufenden Frühjahrstagung der DPG, die ursprünglich
in Erlangen stattfinden sollte und coronabedingt online veranstaltet wird,
bietet die Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung über das geplante Programm hinaus
aus aktuellem Anlass einen Workshop zum Thema „Nukleare Gefahren in der Ukraine
Krise“ an, der unter https://www.youtube.com/watch?v=RYiUXKC2f-8 öffentlich
zugänglich ist:
In der Ankündigung heißt es:
“Während des russischen Angriffs in der Ukraine haben sich
zwei nukleare Gefahren offenbart: Die eine ist die Gewährleistung der
Sicherheit von Nuklearanlagen wie Kernkraftwerken oder Forschungsreaktoren
einschließlich dem eingelagerten Spaltmaterial in einer Kriegssituation. Die
andere ist das Eskalationsrisiko hin zu einem Atomwaffeneinsatz.”
Diesen Fragen und den mittel- und langfristigen Folgen
dieser Entwicklung widmet sich dieser Workshop.
Die
Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das
Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000
Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt.
Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die
DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer
innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein
Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des
naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist
Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin.
Website: www.dpg-physik.de
https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/aktuell/2022/physik-in-zeiten-des-krieges
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