Weltweit hat sich die Zahl der Geflüchteten in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Aktuell sind erstmals mehr als 100 Millionen auf der Flucht. Der 20. Juni ist Weltflüchtlingstag und soll auf die sich zuspitzende Lage aufmerksam machen.
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Zahl der Vertriebenen
steigt
Mehr als 5 Millionen
Menschen aus der Ukraine geflohen
Flucht, Vertreibung
und Asyl
Über 53 Millionen
Binnenvertriebene
Viele Kinder und
Jugendliche betroffen
Mehr zum Thema:
Am 20. Juni findet jährlich der Weltflüchtlingstag statt, um
auf Flucht und Vertreibung aufmerksam zu machen. In den vergangenen zehn Jahren
ist die Zahl der Vertriebenen Externer Link:stetig gestiegen. Laut
Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (Interner Link:UNHCR) sind
derzeit über 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen,
Konflikten, Gewalt, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen und Katastrophen.
Die Zahl der vertriebenen Frauen, Männer und Kinder stieg nach Angaben des
UN-Flüchtlingswerks von Ende 2020 bis Ende 2021 um 7,7 Millionen auf fast 90
Millionen, wie aus dem aktuellen UNHCR-Bericht "Global Trends"
hervorgeht. Hinzu kommen 8 Millionen Menschen die seit dem Angriffskriegs
Russlands gegen die Ukraine seit Anfang dieses Jahres vertrieben worden sind –
davon sind 5,5 Millionen aus der Ukraine geflohen.
Zahl der Vertriebenen steigt
Derzeit gibt es laut Flüchtlingswerk mehr als zweieinhalbmal
so viele Vertriebene wie noch Ende 2011, als ihre Gesamtzahl knapp unter 40
Millionen lag. Mehr als jeder hundertste Mensch weltweit ist damit auf der
Flucht. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi nannte die Entwicklung
"alarmierend".
Dem UNHCR zufolge ging der Anstieg im vergangenen Jahr
insbesondere auf neue oder anhaltende Konflikte in Ländern wie Äthiopien,
Burkina Faso, Myanmar, Nigeria, Afghanistan und der Demokratischen Republik
Kongo zurück.
Die Zahl der Flüchtlinge, die aus Afrika nach Europa
fliehen, könnte durch den Interner Link:Krieg in der Ukraine dramatisch
ansteigen, denn aufgrund ausbleibender Weizenlieferungen kann es dort zu
Nahrungsmittelknappheit kommen. Inflation und Klimakrise verschärfen die
Situation.
Zudem sterben auf dem Interner Link:Fluchtweg über das
Mittelmeer weiterhin viele Menschen: bis Mitte Mai sind nach Angaben der
International Organization for Migration etwa 700 Menschen im Mittelmeer
ertrunken.
Mehr als 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen
7,7 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben nach Angaben
des UNHCR seit Februar ihr Land verlassen, 2,6 Millionen sind in der
Zwischenzeit wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Insgesamt sind zurzeit 5,1
Millionen Menschen in die europäischen Nachbarstaaten geflüchtet, mehr als 7
Millionen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht. (Stand 16.06.2022).
Massive Verwüstungen in den Städten und die Zerstörung der zivilen
Infrastruktur hätten "das Leben für Millionen von Menschen unerträglich
gemacht", so das UNHCR. Insbesondere seien Wasser- und
Gesundheitsversorgung stark beeinträchtigt.
Viele Menschen flohen in Nachbarländer. Nach Polen kamen
nach Angaben des Flüchtlingswerks mehr als 3,5 Millionen Ukrainer/-innen– vor
allem Frauen und Kinder. Deutschland hat laut Bundesinnenministerium bis Mitte
Mai mehr als 700.000 ukrainische Flüchtlinge im Ausländerzentralregister
registriert. Allerdings gab es auch Ukrainer/-innen, die noch nicht erfasst
waren, andere wiederum hatten Deutschland bereits wieder verlassen.
Flucht, Vertreibung und Asyl
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte im
Dezember 2000 mit der Resolution 55/76 den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag. Im
Jahr darauf feierten das UNHCR und das "Abkommen über die Rechtsstellung
der Flüchtlinge" (Genfer Flüchtlingskonvention) ihren 50. Jahrestag.
Letzteres definierte erstmals völkerrechtlich, wer als Flüchtling gilt und
damit in den Unterzeichnerstaaten unter dem Schutz des Abkommens steht.
Flüchtling ist laut der Genfer Flüchtlingskonvention eine Person, die "aus
der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion,
Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen
ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen
Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch
nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen
will."
Wer seine Heimat aus anderen – zum Beispiel wirtschaftlichen
– Gründen verlässt, gilt hingegen als Migrant. Hinzu kommen Binnenvertriebene,
also Menschen, die zwar aus ähnlichen Gründen wie Flüchtlinge auf der Flucht
sind, die aber ihr Heimatland nicht verlassen haben.
Erhalten Personen den rechtlichen Status eines Flüchtlings,
fallen sie unter das Mandat des UNHCR – das Hilfswerk soll sicherstellen, dass
deren Menschenrechte im Ausland respektiert werden. Ende 2020 zählten 26,4
Millionen Menschen zu dieser Gruppe. Das Hilfswerk unterstützt aber auch
Binnenvertriebene, Staatenlose sowie Rückkehrerinnen und Rückkehrer.
Über 53 Millionen Binnenvertriebene
Binnenvertriebene sind die weltweit größte Gruppe der
Schutzsuchenden. Die Zahl jener, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht
sind, stieg laut UNHCR von Ende 2020 bis Mai dieses Jahres von 48 Millionen auf
53,2 Millionen Menschen. Die Organisationen Internal Displacement Monitoring
Centre (IDMC) und die Norwegische Flüchtlingshilfe (NRC) zählen in ihrem
Jahresbericht 2021 sogar rund 59,1 Millionen Binnenflüchtlinge weltweit. Beide gehen
von einem weiteren Anstieg im Jahr 2022 aus.
Im vergangenen Jahr sei Subsahara-Afrika die Region mit der
höchsten Zahl an Binnenvertreibungen gewesen, darunter mehr als fünf Millionen
allein in Äthiopien. Das Land leidet unter einem schwelenden militärischen
Konflikt um die nördliche Region Tigray, hinzu kommen schwere Dürren.
In Afghanistan gab es laut UNHCR zuletzt 3,5 Millionen
Binnenvertriebene – rund 700.000 kamen 2021 neu hinzu. Hunger und die Folgen
der Corona-Pandemie erschwerten zuletzt deren Versorgung.
Ende 2020 war dem UNHCR zufolge Kolumbien aufgrund der seit
Jahrzehnten anhaltenden Gewalt mit acht Millionen das Land mit den meisten
Binnenvertriebenen. An zweiter Stelle befand sich in der UNHCR-Statistik Ende
2020 Syrien mit 6,7 Millionen Binnenvertriebenen.
Viele Kinder und Jugendliche betroffen
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind überproportional
stark von Flucht betroffen. Der Großteil aller Vertriebenen lebt in Regionen,
in denen Lebensmittel knapp sind und Unterernährung herrscht. Neben Konflikten
und Gewalt gehören auch Katastrophen wie Erdbeben oder Extremwetterereignisse
zu den wichtigsten Gründen für die zunehmenden Fluchtbewegungen. Sie waren dem
IDMC- und NRC-Bericht zufolge für die Flucht von fast zwei Dritteln der 2021
rund 38 Millionen Binnenflüchtlingen verantwortlich. Tropische Zyklone, Stürme
und Monsunregen, die sich aufgrund des Interner Link:Klimawandels häufen,
machten allein in Asien Millionen Menschen heimatlos.
Mehr zum Thema:
Externer Link:Themenseite Flucht und Vertreibung
Externer Link:Krieg in der Ukraine
Externer Link:Dossier: Legale Zugänge zum Flüchtlingsschutz;
Resettlement und andere Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge
Externer Link:Zahlen zu Asyl in Deutschland: Asylanträge in
Deutschland
Externer Link:Dossier: Das Jahr 2015: Flucht und Flüchtlinge
im Fokus – ein Rückblick
Externer Link:Britta Nümann: Rechtliche Schutzmöglichkeiten
für "Klimaflüchtlinge"
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/509507/weltfluechtlingstag-2022/
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