Translate

Sonntag, 19. Juni 2022

DLF: Forderung nach Oligarchenregister: "Man muss das Geld erst mal finden"

Führende Ökonomen fordern ein globales Vermögensregister: Es soll Steuerhinterziehung durch Superreiche erschweren und Sanktionen erleichtern. Journalist Frederik Obermaier hält das für eine gute Idee, dämpft aber Erwartungen.

Führende Wirtschaftswissenschaftler wie Joseph Stiglitz aus den USA oder Thomas Piketty aus Frankreich haben die G20-Staaten aufgefordert, ein weltweites Register für bisher versteckte Vermögenswerte zu schaffen. In einem offenen Brief in der britischen Zeitung "Guardian" schreiben sie, angesichts der Fortschritte in den vergangenen Jahren beim Aufdecken von Steuerhinterziehung und Geldwäsche sei es "Zeit für ein weltweites Vermögensregister".

Der Brief ist von Mitgliedern der Kommission für die Reform der weltweiten Steuergesetzgebung (ICRICT) unterschrieben, einer unabhängigen Denkfabrik. Mit Blick auf Russland und den Ukrainekrieg heißt es in dem offenen Brief, russische Oligarchen hätten schätzungsweise "mindestens eine Billion Dollar" im Ausland gebunkert, oftmals versteckt in ausländischen Unternehmen, deren wahre Besitzer schwer zu ermitteln seien.

Die undurchsichtige Mauer

Die Staaten stünden vor einer undurchsichtigen Mauer. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die "besorgniserregende Lage" weiter verschlechtert. Derzeit bestehe aber die "einmalige Gelegenheit", Fortschritte beim Aufbau eines Vermögensregisters zu machen, das Netz der Scheinfirmen zu zerschlagen und Vermögen ihren wahren Besitzern zuzuordnen.

Der Investigativ-Journalist Frederik Obermaier hält die Forderung für eine grundsätzlich gute Idee, dämpft aber zugleich auch die Erwartungen an ein solches Register. Das Verstecken von Geld würde teurer und die Welt in Bezug auf die Besteuerung großer Vermögen vermutlich "ein bisschen gerechter", sagt er. Doch die Diskussion über die Oligarchen-Vermögen werde derzeit an der Realität vorbeigeführt.

Woher stammt das Geld?

Obermaier verweist darauf, dass der Nachweis, woher bestimmte Besitztümer stammen, sich besonders in einem Rechtsstaat schwierig gestalten kann. Und das Geschäftsmodell von Steueroasen sei nach wie vor die Heimlichkeit. "Das Grundproblem ist: Man muss das Geld erst mal finden", betont Obermaier, der ehemals für die Süddeutsche Zeitung an der Aufdeckung der Panama Papers beteiligt war.

Technisch sei ein weltweites Register möglich, doch der politische Wille dafür habe bisher gefehlt, kritisiert die Denkfabrik ICRICT. Das Register soll die unterschiedlichsten Vermögenswerte auflisten, neben Immobilien und Konten auch Juwelen, Flugzeuge und Jachten bis hin zu Vermögen in Kryptowährungen oder Patenten.

Zuletzt waren besonders die Jachten russischer Milliardäre im Fokus, die im Rahmen von Sanktionen konfisziert wurden. So wurde unter anderem die im Hamburger Hafen liegende Luxusjacht „Dilbar“ festgesetzt.

Verschachteltes Firmenkonstrukt

Das hatte allerdings seine Zeit gedauert, denn es war schwierig, die Eigentümerschaft nachzuweisen. Das Bundeskriminalamt ermittelte schließlich ein verschachteltes Firmenkonstrukt und konnte das Schiff auf diese Weise der Schwester eines kremltreuen Oligarchen zuordnen.

(ahe/afp)

https://www.deutschlandfunkkultur.de/oligarchen-register-obermaier-100.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Deutsches Schulportal & Pädagogische Willkommensgruppen für Kinder aus der Ukraine > UKRAINE PRESSE

Jobs für Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind >

Goethe-Institut: KOSTENLOS DEUTSCH ÜBEN > UKRAINE PRESSE

Kleine oder große Tiere. In Not? Tierschutzbund! > Ukraine Presse

Ukrainische Geflüchtete können kostenlos Bus und Bahn nutzen > UKRAINE PRESSE

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

Politische Ideen I

Politische Ideen I

Politische Ideen II

Politische Ideen II

Politische Ideen III

Politische Ideen III