Translate

Donnerstag, 16. Juni 2022

Deutschlandfunk: Europäische Union: Bekommt die Ukraine den EU-Kandidatenstatus?


Morgen will die EU-Kommission ihre Empfehlung abgeben, ob die Ukraine den Kandidatenstatus der Europäischen Union bekommen soll. Die 27 EU-Staaten entscheiden auf dem Gipfel kommende Woche, ob sie der Empfehlung folgen wollen. Dabei ist selbst die Möglichkeit einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine durchaus umstritten. Die Hintergründe.


16.06.2022

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und der ukrainische Präsident Selenskyj (Archivfoto) (picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sarsenov Daniiar/Ukraine Preside)

Der Status wäre die erste Stufe auf dem Weg zu einer möglichen Mitgliedschaft in der Europäischen Union.

Was spricht für den Kandidatenstatus?

Das stärkste Argument ist derzeit, dass man die Ukraine nach dem Angriff Russlands unterstützen und an die EU binden müsse. Bundeskanzler Scholz sprach mit Blick auf den Antrag zum Beitritt von einem starken Bekenntnis der Ukraine zu Europa. Osteuropäische Mitgliedsstaaten verweisen darauf, dass der Ukraine derzeit der Weg in die Nato versperrt ist. Deshalb sollte sie zumindest an die EU herangeführt werden. In Deutschland unterstützen die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP einen Kandidatenstatus für die Ukraine.

Was spricht gegen den Kandidatenstatus?

Hinter den Kulissen gibt es nach Angaben von EU-Diplomaten in einigen Ländern Bedenken gegen einen Beitritt. Demnach zählen zu den Skeptikern neben Deutschland und Frankreich auch Schweden, die Niederlande, Dänemark und Portugal. Ein Grund ist, dass kein Land mit ungelösten territorialen Konflikten der EU beitreten kann. Diesen Konflikt gibt es aber schon seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 und den pro-russischen Separatisten-Gebieten im Osten der Ukraine. Bemängelt werden auch die grassierende Korruption in der Ukraine und die mangelnden Rechtsstaatlichkeit.

Der Europäische Rechnungshof hatte der Ukraine im September ein Versagen im Kampf gegen die "Großkorruption" attestiert und Seilschaften "zwischen Oligarchen, hochrangigen Beamten, Politikern, der Justiz und staatseigenen Unternehmen" beklagt. Südländer wie Portugal könnten zudem finanzielle Einbußen erleiden, wenn milliardenschwere EU-Fördermittel in die Ukraine umgeleitet werden. Diese Probleme würden erst bei einem tatsächlichen Beitritt relevant, nicht schon beim Kandidatenstatus.

Wäre die EU bereit für die Ukraine?

Vor allem Frankreichs Präsident Macron hat darauf verwiesen, dass sich die EU vor der Aufnahme weiterer Länder erst selbst reformieren müsse. Ähnlich äußerte sich auch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen. Bei ihrem Besuch in Kiew untermauerte sie ihre Unterstützung, forderte aber auch Reformen von dem Land, etwa im Kampf gegen die Korruption. In Brüssel wird dennoch erwartet, dass die Kommission einen Kandidatenstatus mit Auflagen für die Ukraine empfiehlt.

Bundeskanzler Scholz pochte auf eine weitgehende Abschaffung der Einstimmung bei Entscheidungen der 27 EU-Länder. Sollte ein großes Land wie die Ukraine mit mehr als 40 Millionen Einwohnern beitreten, hätte dies auch erhebliche Auswirkungen auf die Geldzuweisungen aus Brüssel und das Stimmengewicht der einzelnen Länder etwa im Europäischen Parlament.

Was bedeutet der Kandidatenstatus?

Der Status ist nur die erste Stufe eines langen Beitrittsprozesses mit vielen Zwischenstufen von der Aufnahme von Verhandlungen bis zur Eröffnung von Beitrittskapiteln. Für jeden Schritt ist jeweils eine erneute Einstimmigkeit der 27 Mitgliedstaaten erforderlich. Einige Länder haben schon seit vielen Jahren einen Kandidatenstatus: die Türkei seit 1999, Nordmazedonien seit 2005, Montenegro seit 2010, Serbien seit 2012. Der Status allein sagt also nichts über die tatsächlichen Beitrittschancen aus.

Was ist mit anderen Staaten?

Neben der Ukraine haben auch zwei andere ehemalige Sowjetrepubliken den EU-Beitritt beantragt - die Republik Moldau und Georgien. Die EU muss entscheiden, ob sie angesichts des russischen Angriffs eine Sonderregelung für die Ukraine schafft oder ob sie allen drei oder zumindest auch Moldau einen Kandidatenstatus gibt. Das gilt zwischen den EU-Ländern als umstritten. Vor allem Bundeskanzler Scholz hatte anfängliche Rufe nach einer schnellen EU-Mitgliedschaft der Ukraine mit dem Hinweis auf die sechs Westbalkan-Staaten gekontert, die bereits einen Beitrittsstatus haben. Er drängte die anderen EU-Partner darauf, endlich den Weg für die Aufnahme von konkreten Verhandlungen mit Albanien und Nordmazedonien freizumachen. Scholz könnte seine Zustimmung zu Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine daran knüpfen, dass Albanien und Nordmazedonien den nächsten Schritt gehen können.

Weiterführende Informationen

In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen, den wir laufend aktualisieren.

https://www.deutschlandfunk.de/newsblog-russland-ukraine-konflikt-100.html



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Deutsches Schulportal & Pädagogische Willkommensgruppen für Kinder aus der Ukraine > UKRAINE PRESSE

Jobs für Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind >

Goethe-Institut: KOSTENLOS DEUTSCH ÜBEN > UKRAINE PRESSE

Kleine oder große Tiere. In Not? Tierschutzbund! > Ukraine Presse

Ukrainische Geflüchtete können kostenlos Bus und Bahn nutzen > UKRAINE PRESSE

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

Politische Ideen I

Politische Ideen I

Politische Ideen II

Politische Ideen II

Politische Ideen III

Politische Ideen III