Lesja Ukrainka „Hoffnung“
Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück,
Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück.
Die Heimat noch einmal wiederzusehen,
Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen,
Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne –
Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, –
Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke
Und dort auch zu denken den letzten Gedanken.
Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück,
Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück.
Lutzk, 1880
Der höhere Friede
Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen
Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf,
Menschen, die im Busen Herzen tragen,
Herzen, die der Gott der Liebe schuf:
Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben,
Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt,
Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben,
Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt;
Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren,
Daß er mich im Weizenfeld erquickt,
Und das Lied der Nachtigall nicht stören,
Die den stillen Busen mir entzückt.
Heinrich von Kleist (1777 - 1811)
Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"
O fort mit dir, herbstliches Klagen!
Die Tage des Frühlings beginnen!
Soll denn in Verzweiflung Verzagen
Die sonnige Jugend zerrinnen?
Ich will aber Frohsinn, nicht Beben,
Mein Lied soll im Unglück ertönen,
Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, -
O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen!
Ich pflanze auf steinigem Felde
Viel Blumen, die rot sind und weiß,
Ich pflanze bei frostiger Kälte
Sie alle auf Schnee und auf Eis.
Mit heißen Tränen begieße
Ich sie bei klirrendem Frost,
Das Eis zergeht, vielleicht sprießen
Sie doch auf, und das ist mein Trost.
Ich schleppe aufs steilste Gebirge
Viel klobige Steine und singe,
Sonst würden die Schreie mich würgen,
Die in die Kehle mir dringen.
Ich schließe die Augen auch nimmer
Und schaue ins Dunkel ganz wach,
Ich suche des Sternes Erschimmern,
Des Königs der finsteren Nacht.
Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben,
Mein Lied soll im Unglück ertönen,
Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, -
O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen!
Lesja Ukrajinka (Pseudonym)
*25.02.1871 - † 01.08.1913
(Übersetzerin Jona Gruber)
Der Antritt des neuen Jahrhunderts
Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden,
Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort?
Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden,
Und das neue öffnet sich mit Mord.
Und das Band der Länder ist gehoben,
Und die alten Formen stürzen ein;
Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben,
Nicht der Nilgott und der alte Rhein.
Zwo gewaltge Nationen ringen
Um der Welt alleinigen Besitz,
Aller Länder Freiheit zu verschlingen,
Schwingen sie den Dreizack und den Blitz.
Gold muß ihnen jede Landschaft wägen,
Und wie Brennus in der rohen Zeit
Legt der Franke seinen ehrnen Degen
In die Waage der Gerechtigkeit.
Seine Handelsflotten streckt der Brite
Gierig wie Polypenarme aus,
Und das Reich der freien Amphitrite
Will er schließen wie sein eignes Haus.
Zu des Südpols nie erblickten Sternen
Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf,
Alle Inseln spürt er, alle fernen
Küsten – nur das Paradies nicht auf.
Ach umsonst auf allen Länderkarten
Spähst du nach dem seligen Gebiet,
Wo der Freiheit ewig grüner Garten,
Wo der Menschheit schöne Jugend blüht.
Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken,
Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum,
Doch auf ihrem unermeßnen Rücken
Ist für zehen Glückliche nicht Raum.
In des Herzens heilig stille Räume
Mußt du fliehen aus des Lebens Drang,
Freiheit ist nur in dem Reich der Träume,
Und das Schöne blüht nur im Gesang.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805).
Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka
Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt
Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks.
Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz
Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen?
Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen,
Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen
Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst,
Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden.
Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen,
Leg dein Gesicht auf die graue Erde
І so zaridati, so morgens pochuli,
Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen.
***
Mein Herz brennt - ein heißer Funke
Sorgen leuchteten auf, versengten mich.
Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen?
Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen?
Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht,
Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom,
Brennende Tränen erreichen die Augen nicht,
Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze.
Ich möchte hinaus ins freie Feld,
Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln
Und schluchz, damit die Sterne hören
Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist.
Übersetzung von V. Zvyagintseva
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