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Montag, 13. Juni 2022

Psychische Gesundheit in Krisenzeiten: Was aus der Ukraine Geflüchtete brauchen - was Aufnehmende wissen müssen

Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vom 22. bis 24. Juni in Berlin

 

Krieg, Flucht und Auswirkungen auf die Psyche

Was aus der Ukraine Geflüchtete brauchen – was Aufnehmende wissen müssen

 

Berlin – Mehr als fünf Millionen Menschen haben seit Beginn der russischen Invasion die Ukraine verlassen, es ist die größte Fluchtbewegung in Europa seit dem zweiten Weltkrieg. Im Hauptaufnahmeland Polen, aber auch in Deutschland, treffen die geflüchteten Menschen auf große, oft auch private Hilfsbereitschaft. Dennoch ist die Fluchtsituation mit großen psychischen und psychosozialen Belastungen verbunden. Welche Folgen das für die Betroffenen haben kann, welche Hilfsangebote jetzt nötig sind und was Helfer*innen beachten sollten erläutert eine Expertin auf der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Die Pressekonferenz findet am 22. Juni 2022 als Hybridveranstaltung in Berlin statt.

Anmeldelink für die Online-Pressekonferenz: https://attendee.gotowebinar.com/register/7569015378976718094

 

Die Menschen aus der Ukraine, die in den letzten Wochen und Monaten hier ankamen – in der großen Mehrheit Frauen und Kinder – haben zum Teil äußerst bedrohliche Situationen erlebt. „Hier gibt es sicherlich Unterschiede zwischen Menschen, die bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn geflohen sind und denen, die sich erst später zur Flucht entschlossen haben“, sagt Professorin Dr. med. Kerstin Weidner, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Dresden. Während erstere häufig noch in privaten Haushalten untergekommen wären, erlebten letztere nicht nur mehr Kriegsgeschehen und militärische Angriffe, sondern seien am Zielort zudem oft in Masseneinrichtungen wie Messe- und Turnhallen untergebracht.

 

Gemeinsam haben alle Flüchtenden jedoch, dass sie aus ihrer sozialen Umgebung gerissen wurden, ihr Hab und Gut, ihre Wohnung, oft auch Familienangehörige zurücklassen mussten. „Die Menschen sind erschöpft, orientierungslos, ihre Widerstandskraft ist erst einmal verbraucht“, sagt Weidner. Gleichzeitig müssten sie jedoch eine enorme Anpassungsleistung erbringen, sich schlagartig auf eine neue Wirklichkeit mit anderen Lebensbedingungen, anderer Kultur und Sprache einstellen. „Das kann zu Krisen, Verlorenheitsgefühl und (Zukunfts) Ängsten führen – eine Situation, in der sich psychische und psychosomatische Störungen verstärken oder auch neu entstehen können“, so Weidner.

 

Wie hoch der Bedarf an psychosozialer oder psychotherapeutischer Hilfe tatsächlich ist, ist nur schwer abzuschätzen. „Schätzungen gehen von einem Versorgungsbedarf von 30 Prozent aus“, sagt die Expertin. Es fehle jedoch ein bundesweites Konzept zur Identifizierung und Versorgung besonders gefährdeter oder traumatisierter Geflüchteter, auch seien vorhandene Strukturen überlastet. Wichtig sei daher, Ersthelfer*innen dabei zu unterstützen, einen dringenden psychosozialen Versorgungsbedarf zu erkennen und die Betroffenen an geeignete Stellen weiter zu verweisen – etwa an Psychosoziale Zentren, Traumaambulanzen, Ambulanzen in psychosomatischen oder psychiatrischen Kliniken oder internationale Praxen. Auch müsse es niedrigschwellige Beratungs- und Gesprächsangebote in Erstaufnahmeeinrichtungen geben. „Bei alldem darf es aber nicht zu einer Pathologisierung kommen“, betont Weidner – schließlich entwickelten nicht alle Geflüchteten eine Traumafolge- oder andere psychische Störung.

 

Auch bei der Aufnahme in Privathaushalten werden Geflüchtete wie Aufnehmende vor besondere Herausforderungen gestellt. „Beim Leben in einem gemeinsamen Haushalt zeigen sich rasch mögliche kulturelle Unterschiede in Bezug auf Kindererziehung, Ernährung, Umgang mit Strom, Wasser oder Nahrungsmitteln“, sagt Weidner. Aufgrund von sprachlichen Barrieren lasse sich vieles nicht unmittelbar klären oder erklären. Für die Aufnehmenden sei es wichtig, einerseits Toleranz zu zeigen, andererseits aber auch Grenzen für sich selbst zu setzen. Auch bei der Unterstützung gelte es, das richtige Maß zu finden: Hilfe sollte zwar angeboten werden, so Weidner, den Geflüchteten müsse die Entscheidung, was sie davon annehmen möchten, jedoch selbst überlassen werden. Nur dann könnten sie eigene Ressourcen aktivieren und das für die psychische Gesundheit so wichtige Gefühl der Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit entwickeln.

 

Die Themen Krieg und Flucht nehmen seit einigen Jahren einen größeren Raum in unserer Gesellschaft ein. „Es ist wichtig, die Versorgungsstrukturen einschließlich Dolmetscherdiensten darauf nachhaltig anzupassen. Geflüchtete, Aufnehmende, Helfer*innen, aber auch älteren Menschen, die aufgrund eigener Kriegserlebnisse Retraumatisierungen erleiden, brauchen niederschwellige Angebote“, sagt Professorin Weidner. Möglichkeiten der Unterstützung für Geflüchtete sowie Helfer*innen und Aufnehmende diskutieren Expert*innen bei der Hybrid-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am 22. Juni 2022. Der Kongress findet vom 22. bis 24. Juni 2022 in Berlin statt.


Terminhinweis:

Hybrid-Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Termin: Mittwoch, 22. Juni 2022, 14.30 bis 15.45 Uhr, hybrid

Vor Ort: Urania Berlin e.V., Saal Kleist, 1. OG, An der Urania 17, 10787 Berlin

Online (Teilnahmelink): https://attendee.gotowebinar.com/register/7569015378976718094

 

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Hybrid-Pressekonferenz anlässlich des
Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Termin: Mittwoch, 22. Juni 2022, 14.30 bis 15.45 Uhr, hybrid

Vor Ort: Urania Berlin e.V., Saal Kleist, 1. OG, An der Urania 17, 10787 Berlin

Online (Teilnahmelink): https://attendee.gotowebinar.com/register/7569015378976718094

 

Themen und Referierende:

 

Highlights des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Franziska Geiser, Kongresspräsidentin; Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn

Integrativ denken, kooperativ handeln: Welche Patient*innen benötigen Behandlungsassistent*innen – und wie effektiv ist das Konzept der „collaborative care“?

Professor Dr. med. Christian Albus, Kongresspräsident; Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln

 

Aktuelle Forschungsergebnisse zu den psychosomatischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie: Mehr Isolation, mehr Einsamkeit, mehr Krankheit?

Professor Dr. med. Hans-Christoph Friederich, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM); Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg, Leiter des Heidelberger Instituts für Psychotherapie

 

Aktuelle Forschungsergebnisse zu den psychosomatischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie: Zunahme psychischer Störungen am Beispiel der Essstörungen

Professor Dr. med. Stephan Herpertz, Präsident des Deutsches Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM); Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum

 

Klima-Angst und Klima-Stress: Hält der Klimawandel Einzug ins Behandlungszimmer?

Professor (apl.) Dr. med. Christoph Nikendei, MME, Leiter Sektion Psychotraumatologie, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Universitätsklinikum Heidelberg

 

Krieg in Europa: Unter welchen psychosozialen Folgen leiden Flüchtende aus der Ukraine?

Professor Dr. med. Kerstin Weidner, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Dresden

 

Moderation: Kerstin Ullrich, Pressestelle, Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie



Kontakt für Journalisten:

Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Pressestelle

Kerstin Ullrich, Katharina Kusserow, Janina Wetzstein

Postfach 30 11 20

70451 Stuttgart

Tel.: 0711 8931-641

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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