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Mittwoch, 8. Juni 2022

Deutsche Bischofskonferenz: „Die Ukrainer verdienen den Beistand aller freiheitsliebenden Menschen“

Bischof Meier beendet viertägige Reise in die Ukraine

 

Mit der Segnung des Grundsteins einer Kirche im westukrainischen Radekhiv hat der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), heute (4. Juni 2022) seine viertägige Reise (1. bis 4. Juni 2022) mit einer kleinen Delegation in die Ukraine, in der seit 100 Tagen Krieg herrscht, beendet. „Mein für Ende Februar geplanter Besuch musste wegen des Kriegsbeginns am 24. Februar 2022 abgesagt werden. Mir war es wichtig, als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz diese Reise baldmöglichst nachzuholen, um ein Zeichen der Solidarität mit den Christinnen und Christen und allen Menschen in der Ukraine zu setzen. Die Ukrainer kämpfen gegen die Invasion in ihrem Land. Sie verdienen den Beistand aller freiheitsliebenden Menschen.“

 

Während des Aufenthalts in Kiew war Bischof Meier Gast von Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk, Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Großerzbischof Shevchuk dankte den deutschen Katholiken für die seit Kriegsbeginn erfahrene Solidarität und Hilfe. Insbesondere hob er die erhebliche Unterstützung bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland hervor. Auch die Situation der ukrainischsprachigen Seelsorge war Thema des Austauschs. Großerzbischof Shevchuk unterstrich, dass dem Krieg mit der Russischen Föderation eine grundlegende Auseinandersetzung über das Zusammenleben der Völker – Imperialismus gegen Selbstbestimmung – zugrunde liege.

 

Sowohl in den Gesprächen mit Großerzbischof Shevchuk als auch mit dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epiphanij, sowie Weihbischof Silvestr von der ukrainisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) wurde von allen Beteiligten herausgestellt, wie wichtig es für das christliche Zeugnis ist, selbst in Zeiten des Krieges eine Gesinnung des Friedens zu bewahren und der Vergiftung der Seelen durch die erfahrene Gewalt entgegenzutreten. Auch in Situationen der berechtigten Selbstverteidigung dürfe man nicht der Versuchung absoluter Verfeindung erliegen. Weihbischof Silvestr informierte Bischof Meier über die jüngsten Beschlüsse seiner Kirche, die sich angesichts der Spannungen mit dem Moskauer Patriarchat entschieden hat, einen Weg der Eigenständigkeit einzuschlagen. Metropolit Epiphanij berichtete von der Verfolgung der Gläubigen seiner Kirche, insbesondere auch seiner Priester, in den russisch besetzen Gebieten. Außerdem traf sich Bischof Meier mit dem Apostolischen Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, zu einem Gespräch, bei dem besonders die Diplomatie des Heiligen Stuhls als Friedensdienst unterstrichen wurde.

 

Die Stadt Irpin, 30 km vor Kiew, steht für die russische Kriegsführung, die keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nimmt und sogar bewusst Flüchtlingsströme erzeugen will. Die totale Zerstörung von Gebäuden prägt das Stadtbild. „Wir haben gesehen, dass gerade auch viele Kultureinrichtungen – die Universität, Bibliotheken und Museen – angegriffen wurden, wohl auch, um die eigenständige Identität der Ukraine zu vernichten und ihre Geschichte auszulöschen“, so Bischof Meier.

 

Einer der bedrückendsten Momente für Bischof Meier und die Delegation war die Begegnung mit dem Ort Butcha. Am Rande eines von russischen Soldaten angelegten Massengrabes, in dem die Opfer willkürlicher Erschießung sowie Folter verscharrt worden waren, sprach Bischof Meier mit der stellvertretenden Bürgermeisterin und einem Journalisten, der sich für die Dokumentation der Verbrechen, die angemessene Bestattung der Opfer, bei der Befragung von Zeugen der Gewalttaten sowie in der Betreuung von Hinterbliebenen engagiert. Eine ganze Stadt ist traumatisiert und sucht die Hilfe internationaler fachkundiger Organisationen. Bischof Meier: „Die Geschichten der Menschen von Butcha treffen ins Herz. Leider müssen wir davon ausgehen, dass Butcha kein Einzelfall ist, sondern stellvertretend für Verbrechen der russischen Besatzungspolitik an vielen Orten steht.“

 

Bei einem kurzen Aufenthalt auf Kiews zentralem Platz, dem Maidan, betete der Vorsitzende der Kommission Weltkirche für die Opfer des freiheitlichen Aufbruchs 2013/2014, mit dem sich ein großer Teil der ukrainischen Bevölkerung für die europäische Perspektive ihres Landes eingesetzt hatte. „Der Euro-Maidan steht für eine demokratische und rechtsstaatliche, für eine lebenswerte Zukunft der Ukraine, die sich die allermeisten Menschen hier wünschen und für die sie zu kämpfen und Opfer zu bringen bereit sind“, so Bischof Meier.

 

In Lviv (Lemberg) hatte der Bischof Gelegenheit zu einem längeren Austausch mit dem Vorsitzenden der römisch-katholischen (lateinischen) Bischofskonferenz der Ukraine, Erzbischof Mieczysław Mokrzycki. Dieser informierte ausführlich über die Flüchtlingsarbeit seiner Kirche und besuchte mit der Delegation zwei ausgewählte Projekte. Bischof Meier: „Das Engagement für die Flüchtlinge gehört in jedem Konflikt zu den wichtigsten Aufgaben der Kirche. Ob in der Ukraine, in den Anrainerstaaten oder bei uns in Deutschland – überall nimmt sich die Kirche der geflüchteten Menschen an und legt damit praktisches Zeugnis für die Menschenwürde ab.“

 

https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/bischof-meier-beendet-viertaegige-reise-in-die-ukraine

 

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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