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Sonntag, 12. Juni 2022

GEW: Ukraine-Krieg: Ukrainisch für Anfänger

Unter den Hunderttausenden Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, gibt es zahllose pädagogische Fachkräfte, die jetzt für das deutsche Bildungssystem wichtig sind.

08.06.2022 – Sven Heitkamp, freier Journalist

Viktoriia Harbuz hat es erst mal geschafft. Am 14. März kam die Gymnasiallehrerin für Englisch und Deutsch mit ihrer 20-jährigen Tochter aus Kowel im eigenen Auto nach Leipzig. Es war nicht mehr auszuhalten, im Nordosten der Ukraine. Fünfmal am Tag Bombenalarm und Sirenen, der Flugplatz im nahen Lutsk bombardiert, das Gymnasium ein Zufluchtsort für Geflüchtete. Ihren Vater, ihren Mann und ihren erwachsenen Sohn musste sie in der Ukraine zurücklassen – wie alle Frauen. In Leipzig ist sie mit einem Lehrerkollegen befreundet. Im März hat er sie angerufen und gesagt: Komm her!

 

Dank einiger guter Tipps, Telefonate, Mails und Kontakte mit dem Schulamt ist die 48-jährige Pädagogin heute schon voll engagiert und integriert in Leipzig: Sie hat einen Honorarvertrag an der Universität für zwei Seminare: Ukrainisch für Anfänger und Ukrainisch für ehrenamtlich helfende Studierende, sechs Stunden pro Woche. Und sie unterrichtet an der freien Rahn-Schule mehrere aus der Ukraine geflüchtete Kinder der 5. und 6. Klasse in Deutsch und Englisch – zwölf Stunden in der Woche. Sie ist ausgestattet mit einem Laptop der Schule und kann mit den beiden Einkommen die Wohnung bezahlen, in die sie gerade gezogen ist. Ihre Tochter kann weiter Medizin studieren, online an ihrer Universität in Dnipro.

 

Vorreiter für unbürokratische Aufnahme

Harbuz ist eine Frau, die sich rasch um ihre Dinge kümmert, sie hatte sicher ein wenig Glück, vor allem aber hatte sie die richtigen Papiere dabei: ihr Diplom mit Bestnoten, ihr B2-Deutschzertifikat vom Goethe-Institut und ein amtliches Büchlein mit ihren Arbeitsnachweisen seit 1995. Nur eine offizielle Übersetzung der Dokumente muss sie nun noch nachreichen. Und sie traf in Sachsen auf offene Ohren. Der Freistaat ist bundesweit ein Vorreiter für die unbürokratische Aufnahme ukrainischer Lehrkräfte. Das Land schließt einfache Arbeitsverträge nach bürgerlichem Recht ab, ohne lange Überprüfungen und Hürden – und angelehnt an den Tarifvertrag.

 

Wenn Unterlagen wie Abschluss- und Führungszeugnisse, Qualifizierungs- oder Impfnachweise fehlen, dürfen schriftliche Glaubhaftmachungen vorgelegt und Unterlagen nachgereicht werden. Auch das erforderliche Sprachniveau wurde von C1 auf B2 abgesenkt – die nötigen Deutschkenntnisse dürfen im Nachhinein erworben werden. „Voraussetzungen für diese sehr kurzfristige Einstellungspraxis“, betont Ministeriumssprecher Dirk Reelfs, „waren die schnellen Einigungen mit dem Lehrerhauptpersonalrat.“

 

Bis Mitte Mai wurden auf diesem Weg in Sachsen bereits mehr als 270 pädagogische Fachkräfte mit ukrainischen Sprachkenntnissen angestellt, um den bis dahin rund 5.500 geflüchteten Kindern an den Schulen des Landes den Einstieg so einfach wie möglich zu machen. Gesucht werden vor allem Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache und Schulassistenten für die Integration in den Regelunterricht. Insgesamt sollen bis zu 400 Vollzeitstellen besetzt werden – und zwar bis zum Ende des Schuljahres 2023. Eingestellt werden dabei auch Lehrkräfte, die beurlaubt oder altersbedingt aus dem Schuldienst ausgeschieden sind, Absolventinnen und Absolventen von Lehramtsstudiengängen sowie andere Bewerberinnen und Bewerber mit pädagogischem Abschluss.

https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/ukrainisch-fuer-anfaenger

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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