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Sonntag, 12. Juni 2022

Interdisziplinäre Ringvorlesung zu Literatur, Kultur und Geschichte der Ukraine

Die kulturwissenschaftliche Perspektive auf die Ukraine steht im Mittelpunkt einer interdisziplinären Ringvorlesung, die sowohl für das Sommersemester, als auch das kommende Wintersemester konzipiert ist. Im Fokus der Veranstaltungen unter dem Motto »Wir halten es für fahrlässig, über uns zu schweigen« rücken im Sommersemester die Kultur, Literatur und jüdische Traditionen der Ukraine.

 

»Insbesondere die Prozesse der kollektiven Identitätsbildung der Ukraine, die Wahrnehmung der Ukraine durch andere Kulturen und ihre mediale Repräsentation sind Themen unserer Vorlesungsreihe«, so Juniorprofessorin Dr. Anna Artwinska, Direktorin des Instituts für Slavistik der Universität Leipzig. »Wir wollen mit dieser Ringvorlesung die Forschung zur Ukraine sichtbarer machen, gängigen Klischees über die Ukraine entgegentreten und einer breiten Öffentlichkeit so die Möglichkeit geben, die ukrainische Literatur und Kultur kennenzulernen.« »Auch die Rolle des Jüdischen in der Kultur wollen wir sichtbar machen«, ergänzt Dr. Jan Gerber vom Dubnow-Institut: »Vor dem Holocaust kam ein Drittel der städtischen Bevölkerung in der Ukraine aus jüdischen Familien; in der kurzlebigen ukrainischen Volksrepublik (1917–1920) war das Jiddische neben dem Ukrainischen und dem Russischen Staatssprache.«

 

Und schließlich hat die gesamte Veranstaltungsreihe eine Botschaft: »Eine Ringvorlesung ist die Art der Intervention, welche wir als Wissenschaftler:innen am besten leisten können. Es ist unsere Form des – akademischen – Protests gegen den russischen Angriffskrieg und der Solidarität mit der Ukraine«, so Artwinska. Die Veranstalter: innen wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass auch im Sommer- und im Wintersemester noch über die Ukraine gesprochen werde, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit möglicherweise schon wieder nachgelassen hat. Und sie würden sich freuen, wenn auch Schüler:innen den einen oder anderen Vortrag besuchen.

 

Die Ringvorlesung wird durch ein Bild des jüdischen Malers Issachar Ber Ryback (1897–1935) illustriert. Es ist eine avantgardistische Impression über eine Katastrophe, möglicherweise über ein Pogrom. »Mit dem Bild wollen wir zeigen, dass die Ukraine nicht nur ein Land der Tradition, sondern auch der Moderne ist. Ber Rybach war ein Vertreter der künstlerischen Avantgarde, die gerade in der Ukraine des frühen 20. Jahrhunderts eine große Ausstrahlungskraft hatte«, hebt Juniorprofessorin Dr. Anna Artwinska hervor.

 

Den Auftakt der Reihe »Wir halten es für fahrlässig, über uns zu schweigen« bildet am 14. April »Eine Brücke aus Papier – Deutsch-ukrainische Schriftstellertreffen«, Referentin ist Prof. Dr. Kerstin Preiwuß vom Deutschen Literaturinstitut an der Universität Leipzig. Die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, wird ein Grußwort halten, der ukrainische Botschafter in Deutschland, Dr. Andrij Melnyk, ist für diese Veranstaltung angefragt.

 

Ort: Vortragsraum der Bibliotheca Albertina, Beethovenstraße 6

Zeit: 14. April 2022, 17 Uhr

 

Für das Sommersemester wird die Ringvorlesung mit einer Podiumsdiskussion mit ukrainischen Wissenschaftler:innen beschlossen. Für das Wintersemester 2022/23 zeichnen das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) und das Historische Seminar der Universität Leipzig verantwortlich.


https://www.dubnow.de/presse/pressemitteilung/interdisziplinaere-ringvorlesung-zu-literatur-kultur-und-geschichte-der-ukraine#page-content


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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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