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Samstag, 30. April 2022

"Ortszeit Deutschland" – Bundespräsident Steinmeier reist mit Zeit nach Quedlinburg

 29. April 2022


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlegt seinen Amtssitz für drei Tage nach Sachsen-Anhalt. Vom 10. bis 12. Mai 2022 führt er seine Amtsgeschäfte von Quedlinburg aus.

Die Stadt im nördlichen Harzvorland mit ihren knapp 24.000 Einwohnern steht beispielhaft für die Entwicklungen in den neuen Bundesländern. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben die Menschen hier harte Umbrüche bewältigt: gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche. Vor allem durch die Zusammenarbeit engagierter Bürgerinnen und Bürger und kommunaler Politik ist es gelungen, die traditionsreiche Stadt besonders lebenswert zu machen.

Der Bundespräsident will sich bei der "Ortszeit Quedlinburg" Zeit nehmen für Begegnungen und Gespräche. Er will sich einen Eindruck verschaffen, was die Menschen bewegt und wie sie auf ihr Land schauen – mehr als zwei Monate nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine, nach mehr als zwei Jahren Pandemie und mehr als dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung.

Der Bundespräsident reist per Bahn nach Quedlinburg. Vor Ort sind Begegnungen und Gespräche geplant, unter anderem am "Runden Tisch" – an dem Vertreterinnen und Vertreter von Kommunalpolitik und Zivilgesellschaft kooperieren – zum Thema Flüchtlinge aus der Ukraine und an einer "Kaffeetafel kontrovers" zur Pandemie, den Folgen des Krieges für unser Land und zu lokalen Themen.

Außerdem besucht Bundespräsident Steinmeier die Walzengießerei – eines der wenigen ostdeutschen Unternehmen, das die beispiellosen Umstrukturierungen der 1990er Jahre erfolgreich bewältigt hat und heute im globalen Markt erfolgreich arbeitet, gleichzeitig aber von den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen besonders betroffen ist. Der Bundespräsident wird sich die Innenstadt anschauen und dort unter anderem die Lyonel-Feininger-Galerie besuchen. Ein Schüler des Bauhausmeisters kam aus Quedlinburg und hat nach Feiningers Emigration dessen Werke in Quedlinburg verwahrt. Den feierlichen Abschluss des Aufenthalts bildet eine Ordensverleihung für Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen-Anhalt gemeinsam mit Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Quedlinburg ist nach Altenburg in Thüringen, das er vom 18. bis 20. März 2022 besuchte, die zweite Station der "Ortszeit Deutschland". Er ist damit bereits das zweite Mal in den neuen Bundesländern. Im Laufe seiner zweiten Amtszeit möchte der Bundespräsident durch ganz Deutschland reisen und überall mit den Menschen ins Gespräch kommen. Der Bundespräsident bringt Zeit mit. Er möchte erfahren, was den Menschen Mut und Hoffnung macht und was sie skeptisch gegenüber unserer Demokratie und ihren Institutionen werden lässt. Er will erfahren, was die Menschen umtreibt und auch motiviert, Verantwortung zu übernehmen – und was dies wiederum für politische Entscheidungsträger bedeuten kann.

In seiner Rede vor der Bundesversammlung hatte Bundespräsident Steinmeier am 13. Februar 2022 betont: "Wenn wir aus den großen Umbrüchen einen gemeinsamen Aufbruch machen wollen, dann geht das nicht durch staatliche Verordnung allein. Dann müssen wir Brücken bauen. […] Brücken in Richtung Zukunft, die breit und stark genug sind, dass wirklich alle darüber gehen können." Mit der "Ortszeit Deutschland" begibt sich der Bundespräsident auf eine Reise an Orte, wo die großen Umbrüche unserer Zeit spürbar werden.

Kurzprogramm:

Dienstag, 10. Mai

11.45 Uhr, Rathaus, Markt 1
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
- Bildtermin
- Anschließend O-Ton

15.00 Uhr, Hotel am Brühl, Billungstr. 11
Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten
- Bildtermin

17.00 Uhr, Rathaus, Markt 1
Teilnahme am "Runden Tisch" zum Thema „Flüchtlinge aus der Ukraine“
- Auftaktbilder
- Wortjournalistinnen und -journalisten können das Gespräch in zweiter Reihe verfolgen

Mittwoch, 11. Mai

15.00 Uhr, Hotel am Brühl, Billungstr. 11
"Kaffeetafel kontrovers" des Bundespräsidenten zu lokalen Themen
- Auftaktbilder
- Wortjournalistinnen und -journalisten können das Gespräch in zweiter Reihe verfolgen
- ca. 16.35 Uhr O-Ton

17.30 Uhr, Lyonel-Feininger-Galerie, Schloßberg 11
Besuch der Lyonel-Feininger-Galerie
- Bildtermin während des Rundgangs

Donnerstag, 12. Mai

10.00 Uhr, Walzengießerei & Hartgußwerk Quedlinburg GmbH, Klopstockweg 33
Besuch der Walzengießerei sowie Gespräch mit Werksleitung, Betriebsrat und Auszubildenden
- Bildtermin während des Rundgangs
- Wortjournalistinnen und Wortjournalisten können das Gespräch in zweiter Reihe verfolgen
- Anschließend O-Ton

12.00 Uhr, Rathaus, Markt 1
Ordensverleihung
- Termin für Wort- und Bildmedien

Hinweise für die Redaktionen:

Das Programm des Bundespräsidenten besteht aus den hier aufgeführten öffentlichen sowie weiteren, nicht presse-öffentlichen Begegnungen. Letztere sollen die gewünschten spontanen Begegnungen erlauben.

Aufgrund der geltenden Infektionsschutzmaßnahmen ist die Teilnahme von Journalistinnen und Journalisten nur begrenzt möglich.

Die Zu- bzw. Absagen erfolgen nach Ablauf der Akkreditierungsfrist am Freitag, 6. Mai 2022, 10.00 Uhr.

Bitte melden Sie sich unter Angabe von Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, Telefonnummer, Medium und Funktion sowie mit einer Kopie des Presseausweises bei der Pressestelle des Bundespräsidialamts an, E-Mail: akkreditierung@bpra.bund.de.

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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