Auf Einladung der Bundesregierung hat der Präsident des Malteser Hilfsdienstes, Georg Khevenhüller, heute in Berlin im Rahmen einer Veranstaltung auf die aktuellen Schwierigkeiten bei der Verteilung von Schutzsuchenden aus der Ukraine hingewiesen.
Zu den Gästen von Bundeskanzler Olaf Scholz und der
Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, zählten
Vertreterinnen und Vertreter von Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden.
„Die Verteilung der Menschen auf die Landes- und
kommunalen Unterkünfte funktioniert nicht“, berichtet der Präsident des
Malteser Hilfsdienstes, Georg Khevenhüller bei der Veranstaltung Round Table
„Ukraine – gutes Ankommen vor Ort“, zu der die Bundesregierung eingeladen
hatte. „Es gibt derzeit kein Zuweisungssystem - weder vom Bund noch in den
einzelnen Bundesländern. Das führt zu einem starken Stadt-Land-Gefälle.“ Die
Malteser haben festgestellt, dass bisher zwei Drittel der Ukrainer, die in
kommunalen Unterkünften ankommen, die in ländlichen Regionen liegen, entweder
sofort weiterreisen oder nach spätestens ein bis zwei Tagen wieder abreisen und
in die Städte wollen. Gleichzeitig fordern die Malteser ein Zuweisungssystem
und gesetzliche Grundlagen und Erlasse, mit bundesweit gleichen Standards und
Leistungen. Die augenblickliche „Parksituation“ in großen Landeseinrichtungen
sollte nicht zu einer ungeregelten Dauerunterkunft werden, ergänzt
Khevenhüller: „Unsere Erfahrungen zeigen schon jetzt deutlich, genau wie
2015/2016, dass ein Ankommen sowie die Integration und Teilhabe in kleinen Unterkünften
viel sozialverträglicher und besser gelingen als in großen Einrichtungen.“
40 neue Ehrenamtkoordinatoren aus Spenden finanziert
Im Gespräch mit Bundeskanzler und der
Integrationsbeauftragten stellte Khevenhüller die Bedeutung des Ehrenamts für
die Aufnahmen und Integration in Deutschland heraus. „In allen Krisen seit
2015/2016 waren es verlässliche ehrenamtliche Strukturen vor Ort, die den
Menschen in den ersten Tagen Orientierung und Unterstützung gaben und sie auch
danach beim Ankommen und Zurechtfinden in Deutschland begleiten. Um das
Ehrenamt in der Integration zu fördern, braucht es stabile
Koordinationsstrukturen.“ Die Malteser finanzieren aus Eigenmitteln und Spenden
aktuell 40 neue Stellen von Ehrenamtskoordinatoren. Diese Stellen müssten ab
2023 verstetigt werden, um Ehrenamtliche dauerhaft zu binden und damit
verlässliche Unterstützung auszubauen. Außerdem sei es wichtig, nicht zwischen
den Flüchtlingen zu unterscheiden. Khevenhüller: „Aktuell bemerken wir
zunehmend die Ungleichbehandlung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine und
‚anderen‘ Schutzsuchenden.“ Dies kann in Form von Angeboten sein (Beispiel:
Stadt spendet Freikarten für Veranstaltungen nur für Ukrainerinnen und
Ukrainer) oder bei Wartelisten für Sprachangebote. „Die Integration aller
Menschen ist damit nicht gewährleistet und läuft Gefahr, zu einer
Mehr-Klassengesellschaft mit Konflikten unter den Geflüchteten zu führen.“
Erneut wies Khevenhüller auf die Bedeutung der Stärkung des Zivil- und Katastrophenschutzes hin. „DieWichtigkeit dieses Themas wurde durch den Krieg in der Ukraine-Krise wieder verdeutlicht. Der Betreuungsdienst muss insgesamt stärker in der Planung des Bundes und der Länder im Bereich des Bevölkerungsschutzes berücksichtigt werden, da sich dieser Dienst im kurzfristigen Aufbau von Notunterkünften erneut als unverzichtbare Ressource erwiesen hat.
Der Katastrophenschutz in Deutschland wird von den Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen getragen.
Die Malteser
haben aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie ein Konzept für einen
‚Gesellschaftsdienst im Bevölkerungsschutz‘ entwickelt.“
Weitere Informationen:
Malteser PressestelleTel. 0221 / 9822-2220 oder -2202
presse@malteser.org
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