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Freitag, 22. April 2022

Uni Bamberg: Expertise zum Krieg in der Ukraine Bamberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen bieten ihr Fachwissen an.

Expertise zum Krieg in der Ukraine

Bamberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen bieten ihr Fachwissen an.

Vor zwei Wochen hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen, täglich ändert sich die Lage. Forschende der Universität Bamberg besitzen das nötige Fachwissen, um den Krieg aus unterschiedlichen Perspektiven einzuordnen. Unter ihnen befindet sich ein Osteuropa-Experte, eine Politikwissenschaftlerin, ein Betriebswirt, ein Volkswirt und ein Soziologe. Sie geben beispielsweise zu folgenden Fragen Auskunft:
 

Wie hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin verändert?

Dr. Johannes GrotzkyHonorarprofessor für Osteuropawissenschaften, Medien und Kultur:

„Putin scheint sich sehr gewandelt zu haben, seit ich ihn zuletzt getroffen habe. Ich sehe bei ihm zwei Veränderungslinien: Zum einen hat er zunehmend das Gefühl, dass er vom Westen als Großmacht nicht ernst genommen wird. Zum anderen strebt er ein großrussisches Reich an, was eine Abwendung von Europa hin zu einem russisch-eurasischen Reich bedeutet. Am meisten entsetzt mich seine persönliche Wandlung. Früher zeigte er sich jovial, gut gelaunt, auch mit Witz. Aber bei seiner Kriegserklärung gegen die Ukraine hat er dem Westen vor einer Einmischung gedroht – mit steinernem Gesicht, ohne jede Empathie.“

E-Mail: johannes.grotzky(at)uni-bamberg.de   

Fachwissen zu:

  • Wladimir Putin
  • Osteuropa, unter anderem Russland und Ukraine
  • Berichterstattung über den Russland-Ukraine-Krieg

 

Was bedeutet der Angriff Russlands auf die Ukraine für die europäische Sicherheitsordnung? 

Dr. Monika HeupelProfessorin für Politikwissenschaft, insbesondere internationale und europäische Politik:

„Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die brüchige Friedensordnung in Europa, die zumindest vom Westen als solche anerkannt worden war, innerhalb weniger Tage zerstört. Zugleich hat der Tabubruch Russlands aber ebenso schnell die als hirntot und obsolet bezeichnete NATO wiederbelebt und in vielen EU-Mitgliedstaaten ein neues Bewusstsein für den Stellenwert eigenständiger Verteidigungsfähigkeit geschaffen. Eine neue europäische Nachkriegsordnung darf dennoch nicht einseitig auf Abschreckung und militärische Verteidigung setzen, sondern muss auch auf einem gemeinsamen Wertefundament und starken kooperativen Sicherheitsinstitutionen fußen.“ 

E-Mail: monika.heupel(at)uni-bamberg.de

Forschungsthemen:

  • Menschenrechtspolitik
  • Sicherheitspolitik
  • Vereinte Nationen

 

Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf deutsche Unternehmen?

Prof. Dr. Martin Friesl, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Strategie und Organisation:

„Der Krieg in der Ukraine beschleunigt vermutlich die bereits begonnene Tendenz, globale Lieferketten neu zu strukturieren. Unternehmen sehen sich gezwungen, sowohl den Marktzugang als auch die Beschaffung von Rohstoffen und sonstigen Materialien neu zu denken, um die Resilienz der globalen Lieferketten zu erhöhen. Unternehmen sind dabei der Spannung zwischen der Erfüllung bestehender Verträge einerseits, und der Reaktion auf die politische Lange anderseits ausgesetzt. Dies führt zunächst zu einem erhöhten Kostendruck und Lieferengpässen.“

E-Mail: martin.friesl(at)uni-bamberg.de   

Forschungsthemen:

  • Strategische Veränderung und Restrukturierung
  • Mergers & Acquisitions
  • Entwicklung und Verteidigung von Wettbewerbsvorteilen

 

Wie wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf die weltweite Finanzwirtschaft aus?

Dr. Christian ProañoProfessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Angewandte Wirtschaftsforschung:

„Gegenwärtig beobachten wir negative Effekte auf den globalen Aktienmärkten, die auf die ökonomischen Sanktionen des Westens gegenüber Russland und auf die Ängste weiterer kriegerischer Eskalationen zurückzuführen sind. Der partielle Ausschluss Russlands vom internationalen Finanzkommunikationssystem SWIFT hat schon zu deutlichen Turbulenzen im russischen Finanzsektor geführt. Zwar verfügt Russland über hohe Währungsreserven, aber ein Kollaps des russischen Bankensystems innerhalb der nächsten Monate ist nicht auszuschließen. Wie groß die tatsächliche Anfälligkeit des globalen Finanzsystems auf einen Kollaps der russischen Wirtschaft sein könnte, ist aufgrund der extremen internationalen Verflechtung von Finanzbeziehungen und -kontrakten jedoch schwer zu beziffern.“

E-Mail: christian.proano(at)uni-bamberg.de

Forschungsthemen:

  • Geldpolitik und internationale Finanzmärkte
  • Währungs- und Finanzkrisen
  • Makroökonomische und Finanz-Stabilität

 

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Ukraine der Europäischen Union beitritt?

Dr. Daniel DrewskiJuniorprofessor für Soziologie Europas und der Globalisierung:

„Unter dem Eindruck der russischen Invasion in der Ukraine haben sich das Europäische Parlament und Kommissionspräsidentin von der Leyen jüngst positiv zum EU-Beitrittsgesuch der Ukraine geäußert. Dies muss allerdings vor allem als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine interpretiert werden. Ein EU-Beitritt der Ukraine scheint in naher Zukunft nicht realistisch. Beitrittsverhandlungen sind komplex und langwierig, an dessen Ende alle 27 Mitgliedstaaten der EU zustimmen müssen. Zudem gibt es viele Voraussetzungen hinsichtlich Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft, die die Ukraine noch nicht erfüllt, trotz positiver Entwicklungen in den letzten Jahren. Selenskyjs EU-Beitrittsgesuch hat jedoch vielen vor Augen geführt, dass Europa nicht an den Außengrenzen der EU endet.“

E-Mail: daniel.drewski(at)uni-bamberg.de  

Forschungsthemen:

  • Europäische Integration und EU
  • Migration und Flucht

Weiterführende Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

Medienkontakt:
Patricia Achter
Projektstelle Forschungskommunikation
Tel.: 0951/863-1146
forschungskommunikation(at)uni-bamberg.de

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

Politische Ideen I

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