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Montag, 25. April 2022

SOS-Kinderdorf: Kleinkinder und der Krieg in der Ukraine

Tipps von SOS-Kinderdorf-Expert*innen

Schon die Kleinsten können etwas tun

„Mama, Papa, warum ist Krieg?“ Seit einem Monat entkommen weder Erwachsene noch Kinder neuen Nachrichten vom „Krieg in Europa". Wer Kindern verschweigt, dass es Gewalt und Konflikte gibt, verschweigt ihnen die Wahrheit, sagt Lars Becker, Einrichtungsleiter des SOS-Kinderdorfes Bremen und promovierter Sonderpädagoge. „Kinder haben feine Antennen. Bereits im Kindergartenalter bemerken sie, wenn die Eltern etwas beschäftigt“, weiß auch seine Kollegin Ulrike Glingener, die als Sozialpädagogin auf Kleinkinder spezialisiert ist. Sie rät Eltern: Sorgen in einfachen Worten ansprechen und dabei immer vermitteln, dass man für sie da ist. Auch für Kleinkinder gibt es schon vielfältige Möglichkeiten, Solidarität zu zeigen und so den Sorgen kindgerecht Raum zu geben. Für Eltern wie Kinder gilt derzeit aber auch: Es ist wichtig und in Ordnung, Freude zu zeigen und sich auch mit schönen Dingen zu beschäftigen.

 „Eltern sollten mit ihren Kindern grundsätzlich über alles sprechen, wonach diese fragen. Und sie dürfen es als positives Signal verstehen, dass ihr Nachwuchs sich an sie wendet“, sagt Sonderpädagoge Lars Becker. Es sei zunächst wichtig zu verstehen, worum es dem Kind wirklich gehe: „Eltern sollten sich auf das Interesse des Kindes fokussieren und genau darauf eine kurze deutliche und kindgerechte Antwort geben. Eltern haben ein eigenes Gespür dafür, wie konkret ihre Antworten ausfallen dürfen.“ Sollte es keine Antwort oder verlässliche Aussage geben, genügt auch ein ehrliches „Ich weiß es nicht“, rät Becker.

Dramatisierende Bilder und Phantasien vermeiden

Eltern sollten bei ihren Erklärungen keine Details beschreiben – es reicht, eine kindgerechte und vor allem auch altersgemäße Erklärung zu geben, bekräftigt auch Sozialpädagogin Glingener. Ist dem Kind das Konzept von Tod und Leben vertraut, können Eltern den Tod von Soldaten auch benennen, andernfalls genüge es davon zu sprechen, dass sich Menschen sehr wehtun. „Holen Sie die Kinder in ihrer eigenen Lebenswelt ab und machen sie so die Situation für sie besser greifbar. Erklären Sie gerade kleinen Kindern, dass es zum Beispiel auch auf dem Spielplatz Streitigkeiten um Spielzeug oder ähnliches gibt“, rät sie.

Authentisch sein, ehrlich bleiben

Mit Kindern über den Krieg zu sprechen, erfordert einen für sie angemessenen Ton zu treffen: „Im Idealfall erleben Kinder ihre Eltern dabei als sachlich, stimmig, aber nicht emotionslos“, weiß Sonderpädagoge Becker. Wenn sie selbst Ängste haben, sollten sie dies ehrlich ausdrücken –  wenn Erwachsenen nach Weinen zumute ist und sie immer nur lächeln, verwirrt dies die Kinder nur zusätzlich. „Indem wir darüber sprechen, werden die Ängste kleiner, denn wir alle merken, dass wir nicht allein sind“, erklärt seine Kollegin Ulrike Glingener und empfiehlt: „Kleinkinder besitzen noch so genanntes magisches Denken, was für sie bedeutet, dass sie mit ihrem Kuscheltier nachts einen Beschützer haben. Das sollten wir nutzen.“

Mit Kleinkindern Solidarität gegenüber Geflüchteten zeigen

Die Diplom-Sozialpädagogin aus der Frühberatungsstelle Süd des SOS-Kinderdorfes Bremen appelliert an alle Eltern: „Sie können darin den Kindern Vorbild sein, bewusst die Gedanken auf anderes zu lenken oder Solidarität zu zeigen, indem sie zum Beispiel Friedenszeichen malen und ans Fenster hängen oder gemeinsam Sachspenden vorbereiten. Bei uns im Quartierszentrum haben Kinder ein PEACE-Bild aus Lego gebaut. So können schon die Kleinsten ihre Meinung kundtun und merken: Auch ich kann etwas tun. Das hilft allen – ob Groß oder Klein.“ 

 

Expert*innen-Tipps zum Thema „Mit kleinen Kindern über den Krieg sprechen“ im Überblick:

Selbst Kleinkinder bekommen mit, wenn Erwachsene etwas beschäftigt. Daher gilt auch beim Ukraine-Krieg: Wenn sich Eltern Sorgen machen, sollten sie Kindern in einfachen Worten sagen, was sie befürchten und klar signalisieren, was sie tun, um sich und die Kinder zu beschützen.

Sie müssen keine Details beschreiben. Es genügt zu sagen, dass Häuser zerstört und Menschen verletzt oder getötet wurden und dass die Menschen aus der Ukraine Angst haben und Schutz suchen. Erklären Sie auch, dass die Menschen daher ihre Städte verlassen müssen und neue Wohnungen benötigen.

Für Kinder, egal welchen Alters, ist es wichtig, dass die Eltern untereinander stimmig bleiben – das gilt übrigens auch in anderen schwierigen Lebensphasen wie Krankheit oder Tod in der Familie.

Wenn Erwachsenen nach Weinen zumute ist, sollten sie dies tun – alles andere würde Kinder verwirren. Sie spüren, was ehrlich ist und was gespielt.

Es ist in Ordnung und wichtig, sich abzulenken und sich nicht nur mit Angst zu beschäftigen.

Bei Geschwisterkindern: Besprechen Sie bei einer Tasse Tee oder Kakao gemeinsam und in Ruhe, wer was gehört hat, wer was weiß oder wissen möchte.

Holen Sie die Kinder in ihrer eigenen Lebenswelt ab: Erklären Sie kleinen Kindern, dass es auch auf dem Spielplatz Streitigkeiten gibt. So machen sie die Situation für diese besser greifbar.

Mit älteren Kindergarten- und Grundschulkindern macht es Sinn, gemeinsam Kindernachrichten (zum Beispiel „logo!“) zu schauen. Falls nötig, liefern Sie kindgerechte und altersangemessene Erklärungen nach.

Den Kindern, egal welchen Alters, Ängste keinesfalls ausreden. Im Gegenteil: Fragen Sie, was helfen würde, dass sie sich sicher fühlen!

Genau wie bei uns Erwachsenen: Sobald wir darüber reden, werden die Ängste kleiner, denn dies löst mindestens die Sorge, mit den Problemen allein zu sein.

Bei Kleinkindern „magisches Denken“ nutzen: mit ihren Kuscheltieren haben sie Beschützer, die auf sie aufpassen und vor bösen Träumen bewahren

Falls die Kindern Bedenken äußern, der Krieg käme auch zu uns: Signalisieren Sie, dass wir uns über das Weltgeschehen informieren und versuchen, Einfluss zu nehmen – indem wir unseren Willen öffentlich bekunden, zum Beispiel über Leserbriefe oder Demos.

Auch Kindergartenkinder können ihre Solidarität ausdrücken, zum Beispiel mit selbst gemalten Friedenszeichen oder Sachspenden.


SOS

https://www.sos-kinderdorf.de/portal/ueber-uns/presse/pressemitteilungen/kleinkinder-und-der-krieg-in-der-ukraine-tipps-128364

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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