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Dienstag, 26. April 2022

Friedensdienst in der Ukraine: „Das ist surreal!“


Leonie Theis leistete noch wenige Tage vor Ausbruch des Krieges einen sozialen Friedensdienst in der Ukraine. Uns berichtet sie, wie sie die Situation vor Ort erlebt hat und wie sie die aktuellen Geschehnisse wahrnimmt.

 

Darum geht's:

 

Vorzeitige Rückkehr nach Deutschland

Immer mehr Menschen suchen im Westen der Ukraine Schutz

Plötzlich Krieg statt Frieden


Vorzeitige Rückkehr nach Deutschland


Es ist Krieg, und sie war da: Leonie Theis war zum „Sozialen Friedensdienst im Ausland“ in der Ukraine. Zehn Tage vor Kriegsbeginn am 24. Februar verlässt sie auf Geheiß der Bundesregierung das Land. „Jetzt sehe ich bei der Kriegsberichterstattung im Netz und im Fernsehen Städte und Orte, in den ich vor Kurzem noch war. Das ist surreal“, sagt die 24-Jährige. „Grausam“. Sie schluckt mehrfach, als sie am Telefon davon erzählt, dass sie so „wahnsinnig herzlich in Ivano-Frankivsk aufgenommen wurde“. Die dortigen Freiwilligen der Malteser Ukraine sind fast alle in ihrem Alter. „Spontan“, erzählt sie, hatte sie sich für die Ukraine als Land ihres freiwilligen Dienstes entschieden. Indien, wo sie eigentlich 13 Monate helfen wollte, kam in der Corona-Pandemie nicht infrage.

 

Immer mehr Menschen suchen im Westen der Ukraine Schutz

Im August 2021 beginnt ihr Friedensdienst: Ein Erste-Hilfe-Wettbewerb mit mehreren hundert ehrenamtlichen Frauen und Männern aus allen Teilen der Ukraine findet in der Malteser Zentrale in Ivano-Frankivsk statt. „Da war ich sofort voll drin.“ Die jungen Ukrainerinnen und Ukrainer sprechen Englisch, manche ein bisschen deutsch. Sie hält von Deutschland aus den Kontakt zu ihnen, so gut es eben geht. Telegram und Instagram sind ihre Kanäle, um in ihrem Heimatort Schöndorf (bei Trier) auf dem Laufenden zu bleiben – und mitzuleiden. Was plötzlich passiert, ist für sie nicht zu fassen.

 

Umso wichtiger das Gespräch mit ihrer älteren Schwester, ihren Eltern, ihrem Freund. Und dann ist da noch ihre Mit-Freiwillige, die Ähnliches erlebt: „100.000 Sprachnachrichten schicke ich jeden Tag zu Vivienne, die in Bayern lebt.“ Zu den älteren Ukrainerinnen, mit denen sie über Monate hinweg jeden Tag in der Suppenküche für arme Menschen zusammengearbeitet hat, ist der Kontakt leider völlig abgebrochen. „Auch sie haben mich so unglaublich herzlich aufgenommen, obwohl wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen konnten. Die haben sich von Sprachbarrieren gar nicht aufhalten lassen. Es hat einfach super funktioniert – ich vermisse sie sehr.“ Die Suppenküchen der Malteser und der Caritas sollen bedürftige Menschen versorgen: Arme, Ältere, Kinder aus Kinderheimen und – schon seit dem Kriegsbeginn im Osten der Ukraine im Jahr 2015 – immer mehr Vertriebene, die im Westen des Landes Schutz suchten.

 

Plötzlich Krieg statt Frieden

Ins Herz geschlossen hat Leonie auch die Kinder in den Kinderheimen, die die ukrainischen Malteser schon seit ihrer Gründung in den 90er-Jahren mit unterstützen. Zum Nikolaustag im Dezember – nach dem Kalender der ukrainisch-orthodoxen Kirche am 19. Dezember – soll jedes Kind ein Geschenk seiner Wahl erhalten. Private Spender werden gebeten, Geld oder das Geschenk selbst bei den Maltesern abzugeben, damit diese dann den Kindern eine Freude machen können. „Wie die Kinder sich freuen, wie ihre Augen leuchten, als wir die kleinen Geschenke verteilen, ist einfach toll“, sagt Leonie.

 

aware

https://www.malteser.de/aware/engagement/ukraine-ploetzlich-krieg-statt-friedensdienst.html

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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