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Donnerstag, 28. April 2022

ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung: Migrationsschub aus Russland zu erwarten. Politik benötigt Strategie zur Aufnahme russischer Zuwanderer in Deutschland

Mehr als 4,6 Millionen Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflohen. Als Folge der Invasion fliehen auch immer mehr Menschen aus Russland. Die Gründe dafür dürften in der eingeschränkten Meinungsfreiheit, Angst vor politischer Verfolgung oder vor Einzug zum Militärdienst sowie in der schlechten ökonomischen Perspektive liegen. Der Unterschied zwischen den derzeitigen russischen Migranten/-innen, die in die Nachbarländer auswandern, und den Geflüchteten aus der Ukraine besteht darin, dass die russische Auswanderungsgruppe überdurchschnittlich gut gebildet ist. Diese umfasst beispielsweise Spezialkräfte aus der IT-Branche und anderen kreativen Wirtschaftszweigen, die meist über Fremdsprachkenntnisse verfügen.

ZEW-Migrationsexpertin Dr. Katrin Sommerfeld erklärt dazu: „Aufgrund der starken wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland in der Vergangenheit und der ausgeprägten russischen Diaspora in Deutschland, z. B. durch Spätaussiedler/innen, könnte Deutschland für Russinnen und Russen mittel- bis langfristig als Zielland an Bedeutung gewinnen. Unsere Empfehlung an die Politik ist daher, eine entsprechende Strategie für den Umgang mit Zuwanderern aus Russland zu entwickeln. Politische Erwägungen und Fairness legen nahe, dass Menschen, die politische Verfolgung befürchten, in Deutschland aufgenommen werden sollen. Zur Ausgestaltung kluger Maßnahmen ist es wichtig,  strategische Argumente zu berücksichtigen, Einwanderungspolitiken spezifisch an die russischen Besonderheiten anzupassen und entsprechende Kapazitäten für den künftigen Umgang mit russischen Zuwanderern vorzuhalten.“

 

Sofern in naher Zukunft verstärkt Menschen aus Russland nach Deutschland migrieren, ist zu vermuten, dass sie grob den existieren ethnischen Netzwerken folgen. Russische Staatsangehörige sind derzeit vor allem in Großstädten wie Berlin, Hamburg und München angesiedelt, wobei der höchste Bevölkerungsanteil in Baden-Baden (1,7 Prozent) zu verzeichnen ist. Die Zahl der Spätaussiedler/innen ist dagegen größer und etwas gleichmäßiger über ganz Deutschland verteilt (wenn auch konzentriert in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg), wie eine aktuelle ZEW-Kurzexpertise zeigt.

 

Deutschland hat aufgrund der aktuellen Flug- und anderen Reisebeschränkungen noch keine unmittelbare russische Migrationswelle erlebt, aber Beispiele aus Ländern, die geografisch und kulturell näher an Russland liegen, sind aufschlussreich für das, was mittelfristig zu erwarten ist. Obwohl bisher keine offiziellen Schätzungen vorliegen, gibt es Hinweise darauf, dass die Zahl russischer Zuwanderer in ehemalige Sowjetrepubliken im Kaukasus und Zentralasien sowie die Türkei derzeit rasant ansteigen. Armenien zum Beispiel hat allein in den ersten drei Kriegswochen schätzungsweise bis zu 75.000 Menschen aus Russland aufgenommen, was 2,5 Prozent seiner Bevölkerung entspricht. Die Zahl der täglichen Flugverbindungen zwischen der Hauptstadt Jerewan und verschiedenen Zielen in Russland sollen sich im Vergleich zur Vorkriegszeit vervierfacht haben, während angesichts des Nachfrageschocks die lokalen Preise für Mietwohnungen und Büroräume in die Höhe schießen.

https://www.zew.de/presse/pressearchiv/migrationsschub-aus-russland-zu-erwarten


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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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