Zwei Monate nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wird
die öffentliche Diskussion vom Thema Waffenlieferungen für die Ukraine
bestimmt. Generalleutnant Kai Rohrschneider, Abteilungsleiter Führung
Streitkräfte im Verteidigungsministerium, äußert sich dazu bei „Nachgefragt“.
Er erklärt auch, was es mit dem Begriff Ringtausch auf sich hat.
Generalleutnant Kai Rohrschneider erläutert in
,,Nachgefragt'' die Hintergründe zu Waffenlieferungen an die Ukraine, erklärt
den Ringtausch und mögliche Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der
Bundeswehr.
Gelieferte Waffen schnell zum Einsatz bringen
Der General erläutert im Gespräch, worauf es bei den
Waffenlieferungen ankommt und warum nicht jedes System dafür geeignet ist. Vor
allem den Faktor Zeit hebt Rohrschneider hervor: Für die Ukraine komme es
darauf an, die gelieferten Waffen so schnell wie möglich an die Truppe zu
geben. Deswegen spreche alles dafür, Systeme zu nehmen, die die Ukraine bereits
habe. Oder ganz ähnliche Systeme, sodass der Ausbildungsaufwand minimiert
werden könne.
Über solche Systeme vor allem aus sowjetischer Produktion
verfügen, so Rohrschneider, vor allem die osteuropäischen Länder. Sie sollen im
Gegenzug Waffensysteme erhalten, die von der Bundeswehr eingesetzt werden.
Zusätzlich sollen ihre Soldaten durch die Bundeswehr in der Bedienung und
Wartung dieser Waffen geschult werden. Slowenien beispielsweise investiere
gegenwärtig bereits in neue deutsche Ausrüstung, um die eigene alte Ausrüstung
abzulösen. Der Ringtausch biete jetzt die Möglichkeit, das zu beschleunigen.
Eigene Einsatzbereitschaft im Blick
Zur Frage, ob der Ukraine nicht mehr geholfen sei, wenn man
die modernsten deutschen Waffen liefere, äußert sich Rohrschneider ebenfalls:
„Wir stellen zurzeit etwa ein Viertel der Kräfte, die dem Alliierten
Oberbefehlshaber zur Verfügung stehen zur Krisenreaktion auf dem Bündnisgebiet.
Nächsten Jahr wird das sogar ein Drittel dieser Kräfte sein.“
Diese Kräfte für die schnelle Eingreiftruppe der NATO, die
VJTFVery High Readiness Joint Task Force (Very High Readiness Joint Task
Force), habe man der NATO versprochen. Die NATO brauche diese Kräfte. „Und es
gibt auch Staaten der NATO, zum Beispiel die baltischen Länder, die sich zur
Zeit selbst sehr bedroht fühlen und die großen Wert darauf legen, dass die
NATO-Partner hier ihre Verpflichtungen erfüllen.“ Hochmoderne System abzugeben,
würden Einschränkungen der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr mit sich bringen.
Pläne anderer Nationen, in Deutschland produzierte moderne
Waffensysteme zu liefern, erforderten wieder ein hohes Maß an Ausbildung der
ukrainischen Streitkräfte. Ob die Bundeswehr dabei unterstützen kann, erläutert
der Generalleutnant im Gespräch.
Was ist „Nachgefragt“?
Das Youtube-Format „Nachgefragt“ wurde nach dem Überfall auf
die Ukraine gestartet. Damit soll dem Bedürfnis der Öffentlichkeit nach
sicherheitspolitischen Informationen aus erster Hand Rechnung getragen werden.
Behandelt werden unter anderem Fragen, die vom Bürgerdialog der Bundeswehr und
ihren Social-Media-Teams gesammelt und in „Nachgefragt“ beantwortet werden. Das
Format gibt es auch als Podcast.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen