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Samstag, 21. Mai 2022

Ärzteblatt: Psychotherapeutentag fordert Sofortprogramm für psychisch kranke Menschen

Stuttgart – Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat anlässlich des 40. Deutschen Psychothe­rapeutentags (DPT) in Stuttgart ein Sofortprogramm für psychisch kranke Menschen angemahnt.

 

„Die Coronapandemie ist für viele Menschen mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden“, er­klärte BPtK-Präsident Dietrich Munz vorgestern. „Die Bundesregie­rung hat in ihrem Koalitionsvertrag bereits vereinbart, die Versorgung psychisch kranker Menschen zu verbessern. Damit dies gelingen kann, muss ein Gesetz noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.“

 

Das Gesetz solle vor allem regeln, dass die Wartezeiten auf eine psychotherapeu­tische Behandlung sich verringern. Schon vor der Coronapandemie warteten psychisch kranke Menschen häufig monate­lang auf einen psychotherapeutischen Behandlungsplatz. „Die Wartezeit wird sich durch die zusätzli­chen Patientinnen und Patienten noch einmal verlängern“, konstatierte Munz.

 

1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze gefordert

Die BPtK fordert deshalb 1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Gebieten. Dies habe ein Gutachten des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) 2015 bereits als notwendig berechnet.

 

Davon stände rund jeder fünfte Sitz für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung. „Damals wurden nur 870 Sitze tatsächlich zugelassen“, sagte Munz. „Man kann nur hoffen, dass auf den Versorgungsbedarf von Kinder und Jugendlichen auch regional angemessen eingegangen wird, denn deren psychische Gesundheit hat in der Pandemie besonders gelitten.“

 

Richtlinie zur Komplexversorgung schwer psychisch Kranker überarbeiten

Weiter erwartet die Bundespsychotherapeutenkammer von der Politik, den G-BA mit einer grund­legen­den Überarbeitung seiner Richtlinie zur Komplexversorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zu beauftragen.

 

„Die neue G-BA-Richtlinie ist misslungen. Sie schreibt überflüssige Mehrfachunter­suchungen vor, schränkt massiv die Zahl der Psychotherapeuten und Ärzte, die die Planung und Koordination der Ge­samtbehandlung übernehmen können, ein und behindert eine aufsuchende Behandlung“, erklärte BPtK Präsident Munz.

 

Der 40. DPT forderte entsprechend, die notwendigen Voraussetzungen für die Realisierung der koordi­nierten, strukturierten Versorgung zu schaffen. Dazu seien Nachbesserungen an der G-BA-Richtlinie sowie ausreichende finanzielle Mittel notwendig.

 

Sprachmittlung für Psychotherapie Geflüchteter soll Leistung der GKV werden

Seit Jahren setzt sich BPtK dafür ein, dass geflüchtete Menschen auch angemessen psychotherapeu­tisch versorgt werden. Angesichts des Angriffskrieges in der Ukraine werde der Versorgungsbedarf traumatisierter Geflüchteter noch zunehmen.

 

„Psychotherapie ohne sprachliche Verständigung ist jedoch nicht möglich, daher muss kurzfristig Sprachmittlung als Leistung der gesetzlichen Krankenversiche­rung sichergestellt werden, forderte Munz.

 

Viele Migrantinnen und Migranten, aber auch die meisten ukrainischen Flüchtlinge seien zwar gesetz­lich krankenversichert, sie könnten jedoch nicht psychothera­peutisch behandelt werden, da die gesetz­liche Krankenversicherung keine Sprach­mittlung finanziert. Hierzu müsse eine schnelle Regelung im Sozialgesetzbuch V gefunden werden.

 

Ausreichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung

Schließlich forderte der 40. DPT, die Zukunft der Psychotherapie zu sichern. „Die Reform der Psycho­the­rapeutenausbildung ist unvollendet. Es fehlt eine ausreichende Finanzierung der psychotherapeuti­schen Weiterbildung“, sagte der BPtK-Präsident.

 

Damit Ende diesen Jahres die ersten Psychotherapeuten nach Studium und Approbation die neue Weiterbildung beginnen können, um sich zu Fachpsycho­therapeuten für die Versorgung von Kindern, Jugendlichen beziehungsweise Erwachsenen zu qualifizieren, müssten zeitnah die gesetzlichen Grund­lagen für eine finanzielle Förderung der Weiterbildung geschaffen werden.

 

Zu finanzieren seien eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die notwendigen Weiterbil­dungsleistungen Theorie, Supervision und Selbsterfahrung. Nur mit einem ausreichenden finanziellen Zuschuss können entsprechende Stellen für Psychotherapeuten in Weiterbildung in den Weiterbil­dungs­ambulanzen und -praxen geschaffen und vergütet werden, erklärten die Delegierten des 40. Deutschen Psychotherapeutentags. © PB/aerzteblatt.de

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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