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Dienstag, 31. Mai 2022

Österreich & Weltkirche: Zahl der ukrainischen Katholiken in Österreich steigt rasant

09.05.2022 

Die Zahl der Gläubigen der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Österreich ist in den vergangenen Wochen massiv angestiegen. Das hat Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa im Kathpress-Interview berichtet. So habe sich die Zahl der Besucher der Ostergottesdienste an allen Standorten jüngst verzehnfacht. Kolasa ist Generalvikar für alle katholischen Ostkirchen in Österreich. Er gehört selbst der Ukrainisch-Griechisch-katholischen Kirche an.

 

Die aktuelle Situation erinnere ihn an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als auch viele ukrainische Flüchtlinge nach Österreich kamen und die Kirche stark anwuchs, sagte der Generalvikar: "Wieder suchen bei uns in Österreich tausende Ukrainerinnen mit Kindern Zuflucht vor Krieg und Not. Das erinnert an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Hunderttausende vertrieben wurden oder fliehen mussten." Nach dem Zweiten Weltkrieg betrug die Zahl der griechisch-katholischen Gläubigen in Österreich rund 180.000, fast alle waren Flüchtlinge. 120 Priester waren für die Seelsorge verantwortlich.

 

Ukrainische katholische Gemeinden gab es bislang in Wien (2), Salzburg, Graz, Linz, Feldkirch und Innsbruck. Zu Ostern wurde an weiteren zehn Standorten Gottesdienste angeboten. Und nun bemüht sich die ukrainische Kirche, für die Flüchtlinge, die in ganz Österreich untergebracht sind, die Seelsorge zu organisieren. Vor dem Krieg betrug die Zahl der ukrainischen katholischen Gläubigen in Österreich bis zu 8.000. Wie viel es jetzt, sind, lasse sich nicht genau beziffern, "aber auf jeden Fall sehr viele mehr", so Kolasa.

 

Die Gemeinden bekamen aufgrund des Zustroms an Gläubigen teils ad hoc für ihre Gottesdienste neue Kirchen zur Verfügung gestellt. So beispielsweise in Linz, wo die Gottesdienste nun in der Linzer Stadtpfarrkirche stattfinden. In Innsbruck konnte die ukrainische Gemeinde von einer kleinen Kapelle in die große Hauskapelle im Canisianum wechseln.

 

Samstagsschule in Linz und Salzburg

In Linz und in Salzburg wurde in einer katholischen Privatschule eine Samstagsschule eingerichtet, die bereits von 70 Kindern besucht wird. Während die Kinder in der Linzer Schule Unterricht haben, gibt es auch für ihre Mütter psychologische Betreuung. Auch in Wien-Neuottakring werden Mutter-Kind-Gruppen angeboten, bei denen es u.a. Sprachkurse, aber auch psychologische Hilfe gibt. "Viele Frauen können hier in Sicherheit auch das erste Mal weinen", so Kolasa. Die Aufarbeitung der Traumata sei eine der ganz großen Herausforderungen der Zukunft, betonte der Generalvikar. Das gelte sowohl für die Menschen in der Ukraine wie auch für die Geflüchteten.

 

Wie der ukrainische Geistliche weiter berichtete, seien auch viele Orthodoxe zu den griechisch-katholischen Ostergottesdiensten gekommen. Eine orthodoxe Frau aus Mariupol habe ihm etwa gesagt: "Ich suche nicht nach dem griechisch-katholischen oder orthodoxen Christus. Ich wollte nur Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus empfangen." Das sei eine große Herausforderung für die Ökumene.

 

Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche steht in Kirchengemeinschaft mit Rom, die Liturgie feiert sie aber im byzantinischen Ritus und die meisten kirchlichen Traditionen hat sie auch mit den Orthodoxen gemein. In der Ukraine gibt es zudem zwei große konkurrierende orthodoxe Kirchen: die seit einigen Jahren unabhängige Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) und die Ukrainische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP). Die Zugehörigkeit ist dabei aber auf der Ebene der einfachen Gläubigen nicht immer ganz klar, wie Umfragen zeigen. Für die Gläubigen der OKU ist kirchenrechtlich in Österreich die ukrainischsprachige Gemeinde der griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria zuständig, für die Gläubigen der UOK-MP die Russisch-orthodoxe Kirche. Vor allem in letzterer fühlen sich aber viele Ukrainer nicht mehr beheimatet. So hängen sie gleichsam kirchlich in der Luft.

 

Bewegte Geschichte

Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche ist in Wien seit 1775 präsent. Nachdem Galizien 1772 von den Österreichern besetzt worden war, sah sich die Habsburgermonarchie mit einem Mal mit der Präsenz von drei Millionen unierten Katholiken des byzantinischen Ritus konfrontiert. Das veranlasste Maria Theresia 1775, Kirche und Kloster von St. Barbara in der Wiener Postgasse der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde zu übertragen.

 

Das damit verbundene neue Priesterseminar "Barbareum" hatte allerdings nur eine kurze Lebensdauer: 1784 löste Joseph II. das Priesterseminar auf, und die Ausbildung des griechisch-katholischen Klerus wurde von Wien in die neuen unierten Generalseminare von Lemberg und Eger verlegt. Gleichzeitig errichtete der Kaiser für die Galizier die griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara. Joseph II. ordnete die Anstellung eines Priesters und eines Diakons an, die der ruthenischen (also ukrainischen) und polnischen Sprache mächtig sein mussten.

 

Bis 1945 päpstliche Pfarre

St. Barbara unterstand kirchenrechtlich bis 1935 dem Lemberger Metropoliten. In diesem Jahr wurde mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen die Jurisdiktion auf den Wiener Erzbischof übertragen. Allerdings übte sie dieser nur als Delegat der vatikanischen Ostkirchenkongregation aus. Damit wurde St. Barbara nicht in den Diözesanverband der Wiener Erzdiözese aufgenommen, sondern war eine päpstliche Pfarre.

 

Mit einem Dekret der Kongregation für die orientalischen Kirchen vom 3. Oktober 1945 wurde dem Wiener Erzbischof (damals Kardinal Theodor Innitzer) schließlich die selbstständige Jurisdiktionsgewalt über die Priester und Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich übertragen. Am 1. November 1945 bestellte Innitzer den Pfarrer von St. Barbara, Myron Hornykewytsch (1886-1959), zum Generalvikar für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich,

Insgesamt gibt es 23 katholische Ostkirchen. Einige davon haben in Österreich Gemeinden. Die mit Abstand größte Kirche, in Österreich wie weltweit, ist die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche. Seit dem 1. Oktober 2018 sind alle in Österreich mit Gemeinden vertretenen unierten Ostkirchen kirchenrechtlich im "Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" organisiert. Der jeweilige Erzbischof von Wien - also derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den unierten Kirchen als Ordinarius vor.

 

Infos: www.katholischeostkirchen.at

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Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Gedanken zu Krieg und Frieden in Gedichten

Lesja Ukrainka „Hoffnung“

Kenn weder die Freiheit noch Freude und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Die Heimat noch einmal wiederzusehen, Wo Winde und Stürme die Hüttenumwehen, Zu sehen den Dneper durchbrausen die Ferne – Ach, leben und sterben möcht‘ ich dort so gerne, – Die Steppen zu sehen, der Trauben Geranke Und dort auch zu denken den letzten Gedanken. Kenn weder die Freiheit noch Freunde und Glück, Im Herzen blieb mir nur die Hoffnung zurück. Lutzk, 1880

Der höhere Friede

Wenn sich auf des Krieges Donnerwagen Menschen waffnen, auf der Zwietracht Ruf, Menschen, die im Busen Herzen tragen, Herzen, die der Gott der Liebe schuf: Denk' ich, können sie doch mir nichts rauben, Nicht den Frieden, der sich selbst bewährt, Nicht die Unschuld, nicht an Gott den Glauben, Der dem Hasse wie dem Schrecken wehrt; Nicht des Ahorns dunkelm Schatten wehren, Daß er mich im Weizenfeld erquickt, Und das Lied der Nachtigall nicht stören, Die den stillen Busen mir entzückt. Heinrich von Kleist (1777 - 1811)

Contra Spem Spero. "Gegen die Hoffnung hoffe ich"

O fort mit dir, herbstliches Klagen! Die Tage des Frühlings beginnen! Soll denn in Verzweiflung Verzagen Die sonnige Jugend zerrinnen? Ich will aber Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Ich pflanze auf steinigem Felde Viel Blumen, die rot sind und weiß, Ich pflanze bei frostiger Kälte Sie alle auf Schnee und auf Eis. Mit heißen Tränen begieße Ich sie bei klirrendem Frost, Das Eis zergeht, vielleicht sprießen Sie doch auf, und das ist mein Trost. Ich schleppe aufs steilste Gebirge Viel klobige Steine und singe, Sonst würden die Schreie mich würgen, Die in die Kehle mir dringen. Ich schließe die Augen auch nimmer Und schaue ins Dunkel ganz wach, Ich suche des Sternes Erschimmern, Des Königs der finsteren Nacht. Drum will ich stets Frohsinn, nicht Beben, Mein Lied soll im Unglück ertönen, Auch hoffnungslos hoff ich im Leben, - O fort mit Euch, Ächzen und Stöhnen! Lesja Ukrajinka (Pseudonym) *25.02.1871 - † 01.08.1913 (Übersetzerin Jona Gruber)

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, Und das neue öffnet sich mit Mord. Und das Band der Länder ist gehoben, Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben, Nicht der Nilgott und der alte Rhein. Zwo gewaltge Nationen ringen Um der Welt alleinigen Besitz, Aller Länder Freiheit zu verschlingen, Schwingen sie den Dreizack und den Blitz. Gold muß ihnen jede Landschaft wägen, Und wie Brennus in der rohen Zeit Legt der Franke seinen ehrnen Degen In die Waage der Gerechtigkeit. Seine Handelsflotten streckt der Brite Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite Will er schließen wie sein eignes Haus. Zu des Südpols nie erblickten Sternen Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf, Alle Inseln spürt er, alle fernen Küsten – nur das Paradies nicht auf. Ach umsonst auf allen Länderkarten Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten, Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum, Doch auf ihrem unermeßnen Rücken Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume Mußt du fliehen aus des Lebens Drang, Freiheit ist nur in dem Reich der Träume, Und das Schöne blüht nur im Gesang. Friedrich von Schiller (1759 - 1805).

Aus dem Zyklus "Melodien" von Lesja Ukrajinka

Verbrenne mein Herz, Yogo hat Feuer gelegt Es tut mir leid für die heiße Iskra des Stocks. Warum weine ich nicht? Mit klarer sloz Warum werde ich keine schreckliche Mode gießen? Meine Seele weint, meine Seele ist zerrissen, Dass Slyosi nicht in einem reißenden Strom eilen Erreiche meine Augen nicht, wenn du schläfst, Bo trocken їkh fest in einem Feuer entzünden. Ich möchte auf ein sauberes Feld gehen, Leg dein Gesicht auf die graue Erde І so zaridati, so morgens pochuli, Schaob-Leute zhahhivshis auf meinen. *** Mein Herz brennt - ein heißer Funke Sorgen leuchteten auf, versengten mich. Also, warum weine ich nicht, was ist mit Tränen? Ich habe es nicht eilig, sie mit bösem Feuer zu füllen? Meine Seele weint in unausweichlicher Sehnsucht, Aber Tränen fließen nicht in einem lebendigen Strom, Brennende Tränen erreichen die Augen nicht, Der Kummer entwässert sie mit seiner Hitze. Ich möchte hinaus ins freie Feld, Auf den Boden kauern, um sich daran zu kuscheln Und schluchz, damit die Sterne hören Damit die Welt von meiner Traurigkeit entsetzt ist. Übersetzung von V. Zvyagintseva

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