19.20 Uhr: Bischof Kohlgraf für Neuausrichtung der
christlichen Friedensethik
Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi,
Bischof Peter Kohlgraf, hält eine Neuausrichtung der christlichen Friedensethik
für notwendig. Situationen wie der aktuelle Angriffskrieg Russlands gegen die
Ukraine seien in den meisten bisherigen friedensethischen Theorien, Büchern und
Debatten nicht wirklich vorgesehen, sagte der Mainzer Bischof am Freitag beim
Katholikentag in Stuttgart.
Ein neues Nachdenken angesichts der aktuellen Entwicklungen
sei aber nicht nur in Kirche, Theologie "und auch bei Pax Christi"
nötig, ergänzte der Bischof im Gespräch mit der Katholischen
Nachrichten-Agentur (KNA). In den "zum Teil sehr überhitzten
Debatten" in der Politik wünsche er sich ebenfalls eine neue
Nachdenklichkeit und keine übereilten Schlüsse: "Es kann nicht angehen,
dass plötzlich Menschen, die für eine pazifistische Linie stehen, als fünfte
Kolonne Moskaus dastehen. Eine solche Wortwahl ist verheerend."
Kohlgraf: Russische Künstler nicht ausschließen
Die 100 Milliarden Euro zusätzlich für Rüstung seien zum
Beispiel ohne vorherige Debatten auf den Tisch gekommen, kritisierte Kohlgraf
weiter. Hier müssten auch kritische Stimmen mehr Gehör finden, was ihm derzeit
zu kurz komme. "Natürlich hat die Ukraine nicht ewig Zeit, dass wir hier
lange Debatten führen, das ist mir auch klar. Und wir müssen auch schnell
helfen."
Auf lange Sicht aber brauche es einen möglichst großen
gesellschaftlichen Konsens über Fragen von Krieg und Frieden, fügte der Bischof
hinzu: "Auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht wäre unverantwortlich
ohne eine breite gesellschaftliche Debatte. Da würde ich mich deutlich
einmischen – und ich hoffe, auch viele andere Bischöfe." Momentan sei er
eher dagegen, so Kohlgraf auf Nachfrage: "Aber das ist ein Thema, bei dem
Christen – aus guten Gründen – unterschiedlicher Meinung sein können."
Der Pax-Christi-Präsident warnte im Zusammenhang mit dem
Ukraine-Krieg außerdem davor, von "den Russen" zu reden. Man dürfe
"nicht alle über einen Kamm scheren und russische Musiker, Künstler und
andere boykottieren und ausschließen". Ansonsten sehe er die Gefahr,
"dass wir ausgerechnet diejenigen vor den Kopf stoßen, die vielleicht die
Chance hätten, zum Frieden beizutragen, oder die in einer späteren Phase eines
Neubeginns eine wichtige Stimme sein könnten". (KNA)
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16.30 Uhr: Ökumenischer Förderpreis an drei Initiativen
verliehen
Drei Initiativen sind am Freitag auf dem Deutschen
Katholikentag mit dem 7. Ökumenischen Förderpreis ausgezeichnet worden. Geehrt
wurden in Stuttgart der "Ökumenische Pilgerweg für
Klimagerechtigkeit", das "Bündnis erlassjahr.de – Entwicklung braucht
Entschuldung" und die Katholische Fachstelle für Jugendarbeit Westerwald/Rhein-Lahn
(KFJ).
Der Preis ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert und wird alle
zwei Jahre von Brot für die Welt und dem Katholischen Fonds gemeinsam vergeben.
Ausgezeichnet werden Initiativen, die in vorbildlicher Weise
entwicklungspolitische Themen bearbeiten und zu einem zivilgesellschaftlichen
Engagement einladen. Zur Jury des Ökumenischen Förderpreises gehörten der
Klimaaktivist und Misereor-Partner Gabriel Klaasen, der Augsburger katholische
Bischof Bertram Meier und Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt.
Der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit erhält die
Auszeichnung für den Klimapilgerweg, der zugleich Wallfahrt und Demonstration
sei. Er macht Station an Orten, die eine Gefährdung der Umwelt deutlich zeigen
und an Orten, die Lösungen für nachhaltige Entwicklungen aufzeigen.
Interkulturalität und weltweite Kooperation
Die Katholische Fachstelle für Jugendarbeit
Westerwald/Rhein-Lahn (KFJ) erhält den Preis für ihre langjährigen
Jugendbegegnungen mit Teilnehmern aus dem Jugendzentrum Johannes Paul II. in
Sarajevo und Pfadfindern aus der Region Westerwald/Rhein-Lahn. Dabei würden
interkulturelle Sensibilität und Toleranz eingeübt und Ökumene erlebbar
gemacht, sagte Meier, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der
Deutschen Bischofskonferenz ist.
Das Bündnis erlassjahr.de wurde für seinen neuen
Bildungsansatz ausgezeichnet. Mit der Kampagne "Klimagerechtigkeit braucht
Entschuldung" wurden Online-Veranstaltungen mit Teilnehmern aus nahezu
allen Kontinenten durchgeführt. Pruin sagte dazu, die schnelle Umstellung von
erlassjahr.de auf ein digitales Arbeiten habe den Aktionsradius der Kampagne
bedeutend vergrößert und die Netzwerkarbeit intensiviert. "Seitdem können
internationale Partner besser in aktuelle Entschuldungsdebatten einbezogen
werden."
Erlassjahr.de hat nach eigenen Angaben bundesweit über 600
Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft und ist
eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler
Entschuldungsinitiativen. (KNA)
15.55 Uhr: Bundestagspräsidentin: Hetze gegen Politiker
nicht hinnehmen
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sieht die Demokratie
durch Anfeindungen gegen Politikerinnen und Politiker gefährdet. "Es macht
mir große Sorgen, dass sich Kommunalpolitiker zurückziehen, weil sie zur
Zielscheibe von Hass und Hetze werden", sagte Bas am Freitag beim
Katholikentag in Stuttgart. "Das dürfen wir nicht weiter zulassen.
Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern kann jederzeit in Richtung Diktatur
kippen."
Niemals dürften Politik und Gesellschaft jenen den Platz
überlassen, die "nur pöbeln", sagte Bas. Sie forderte neue
Anstrengungen bei Demokratieförderung und -bildung, etwa in den Schulen.
"Da können wir viel erreichen. Es macht einen Unterschied, ob die
Schulleitung Regeln dekretiert oder die Schüler in Entscheidungsprozesse
eingebunden werden."
Bas kündigte die Einberufung von Bürgerräten an. Dabei
sollen Bürger zufällig ausgewählt und zu Debattenrunden eingeladen werden.
"Bevor der Bundestag zum Beispiel über ein soziales Pflichtjahr entscheidet,
könnte ein Bürgerrat mit jungen Menschen das Thema beraten." Bürger
müssten wieder stärker erleben können, dass sie ihre Umgebung politisch
mitgestalten könnten, forderte die SPD-Politikerin.
Wichtig sei ihr auch, mehr Frauen in Entscheidungspositionen
und politische Ämter zu bringen, sagte Bas. Derzeit seien knapp 35 Prozent der
Bundestagsabgeordneten Frauen. "Das ist viel zu wenig, wir sind längst
nicht am Ziel." Als eine Ursache, warum der weibliche Anteil nicht höher
ist, sieht die SPD-Politikerin, dass sich Frauen häufig stärker hinterfragten
als Männer. In politischen Krisen entschieden sie sich schneller zum Rücktritt
und nähmen mehr Rücksicht auf ihre Familie. Außerdem unterstützten Frauen
andere Frauen nicht in dem Maß, wie Männer andere Männer unterstützten.
(cbr/KNA/epd)
15.00 Uhr: Caritas: Gesetzgeber muss vor Druck zum Suizid
schützen
Der deutsche Caritasverband hat vom Gesetzgeber einen
wirksamen Schutz vor äußerem Druck zum Suizid gefordert. Niemand dürfe unter
Druck gesetzt werden, sein Weiterleben begründen zu müssen, sagte die
Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, am
Freitag beim Katholikentag in Stuttgart.
Das Parlament sucht derzeit nach einer Neuregelung der
Suizidbeihilfe. Der Gesetzgeber sollte Einrichtungen ausdrücklich ermöglichen,
Sterbehilfevereinen den Zutritt zu verweigern, betonte die Caritas-Präsidentin.
Weder eine Einzelperson noch eine Einrichtung dürften zur Beihilfe verpflichtet
werden.
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie warb sie für eine
neue Lesart des Urteils, mit dem das Bundesverfassungsgericht 2020 das Verbot
der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Suizid aufgehoben hatte. Statt einer
"Fixierung auf die Autonomie des Einzelnen" müsse dabei stärker auf
den Schutz von Alten, Kranken und Gefährdeten abgehoben werden. Die Karlsruher
Richter hätten ausdrücklich gefordert, dass alles getan werden müsse, damit
Menschen ihr Weiterleben nicht begründen müssten.
Welskop-Deffaa: Caritasverband "sehr nervös"
Nach den Worten seiner Präsidentin wird der Caritasverband
"sehr nervös", wenn er das Gefühl habe, dass sich gesetzliche
Rahmenbedingungen eher an den Starken und Gesunden als an den Schwachen und
Schutzbedürftigen orientierten. Dies zeige sich nicht zuletzt an der
gescheiterten Gesetzgebung zur Impfpflicht, der Debatte um die Ex-post-Triage
aber auch an der Auseinandersetzung über die Suizidbeihilfe.
Die Corona-Pandemie habe in besonderer Weise die
Verletzlichkeit des Menschen vor Augen geführt. Noch heute litten Angehörige
darunter, dass sie aufgrund des Lockdowns ihre Großeltern oder Eltern nicht in
den letzten Lebensstunden hätten begleiten können. Die Pandemie sei "ein
Treiber" für die Lehre, "dass wir auf Verletzlichkeit reagieren müssen".
So versuche der Caritasverband auch die Einsamkeit der
Menschen zu lindern. Einsamkeit habe aber auch "etwas mit unserer
Glaubenswirklichkeit zu tun", so Welskop-Deffaa. "Wenn ich nicht mehr
an ein göttliches Du glaube, dann sind alle meine Erwartungen auf eine menschliche
Beziehung gerichtet." Einsamkeit sei deshalb oft der Graben zwischen
überzogenen Erwartungen und der Lebenswirklichkeit. Deshalb sollten etwa
übertriebene Erwartungen "entzaubert" werden, wie sie die Sozialen
Medien schürten. (KNA)
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14.55 Uhr: Gericht lässt Demo-Fahrzeug am Rande des
Katholikentags zu
Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Baden-Württemberg hat
der Beschwerde des Veranstalters einer Demonstration am Rande des
Katholikentags teilweise stattgegeben. Der VGH bestätigte am Freitag die
Vorgabe der Stadt und die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart,
wonach die Kunstaktion "Religionsfreie Zone auf dem Katholikentag
2022" nicht dort stattfinden kann, wo der Veranstalter sie machen wollte.
Für begründet hielt der VGH dagegen die Beschwerde gegen das
Verbot, ein Fahrzeug aufzustellen. Konkret geht es um einen Wagen mit einem 13
Meter langen Kunstobjekt mit den Schriftzügen "Herrgott! Wie kann es sein,
dass du ein ganzes Universum erschaffst, aber dein Personal so überhaupt nicht
im Griff hast?!" und "Kirchenstaat? Nein danke. 100 Jahre
Verfassungsbruch sind genug." Für den VGH ist es das Selbstbestimmungsrecht
eines Veranstalters, über die Mittel zu entscheiden, mit denen er "sein
kommunikatives Anliegen zum Ausdruck bringen möchte". Die jetzige
Entscheidung ist unanfechtbar. (KNA)
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14.10 Uhr: Friedenskundgebung und Demo für Ukraine beim
Katholikentag
Rund 1.000 Menschen haben am Freitagmittag mit einer
Friedenskundgebung beim Katholikentag in Stuttgart Solidarität mit der Ukraine
gezeigt. Bei der Aktion im Schlossgarten mit Schweigeminute, Musik, Gebeten und
Berichten aus dem Kriegsgebiet trugen viele Menschen Schals und Fähnchen in den
ukrainischen Nationalfarben.
Zur gleichen Zeit zog eine weitere Gruppe von rund 200
Personen in den Schlossgarten, die mehr und schnellere militärische
Unterstützung Deutschlands für die Ukraine forderten. Etliche von ihnen trugen
weiße T-Shirts mit roten Handabdrücken als Symbol für Blut und Gewalt.
Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie
"Russia is killing our kids" (Russland tötet unsere Kinder);
"Kein Geschäft mit Russland", "Arm Ukraine now" (Bewaffnet
die Ukraine), "Meine Stadt wird zerstört" oder "Deutsche
Bürokratie bringt ukrainische Kinder um". Sie waren bereits Stunden zuvor
vor der Liederhalle zusammengekommen, wo Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei
einer Podiumsdiskussion auftrat.
Stetter-Karp: Möchten Hoffnung auf Frieden teilen und
gemeinsam beten
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen
Katholiken, Irme Stetter-Karp, drückte den Menschen in der Ukraine mit
brüchiger Stimme ihr Mitgefühl aus. Sie erinnerte mit Tränen in den Augen an
die Opfer des Krieges und versicherte: "Wir möchten mit ihnen heute diese
große Hoffnung auf Frieden teilen und gemeinsam beten." Es folgte eine Schweigeminute.
Veranstaltet wurde die Friedenskundgebung unter dem Motto #staywithukraine vom
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und dem Bistum
Rottenburg-Stuttgart.
Die Ukrainierin Inna Wjzelewa, die mit ihrer Tochter Sofia
vor dem Krieg aus der ukrainischen Stadt Butscha nach Stuttgart gehlohen war,
berichtete von ihrer Flucht zu Fuß und per Zug. Sie beschrieb schreckliche
Erlebnisse, Bilder und Ängste und sagte, sie wolle, dass die Welt sehe, was in
der Ukraine passiere.
Zum Abschluss leiteten der Rottenburger Bischof Gebhard
Fürst und Bischof Bohdan Dzyurakh, Oberhaupt der ukrainisch-byzantinischen
Katholiken in Deutschland, gemeinsam ein Friedensgebet. Sie baten um Beistand
und Kraft für die notleidende Bevölkerung in der Ukraine, für Flüchtlinge,
Helfer und jene, die auf sich allein gestellt seien.
Der Krieg in der Ukraine und die Folgen sind ein zentrales
Thema beim Katholikentag. Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf
die Sicherheit Europas standen auch am Freitagmorgen im Mittelpunkt:
Bundeskanzler Scholz beteiligte sich an einer Debatte über "Gesellschaft
und Politik in unsicheren Zeiten". Von dort zogen die 200 Demonstranten
nach der Veranstaltung weiter in Richtung Schlossgarten. (cbr/KNA)
27.05., 14.50 Uhr: Ergänzt um weitere Details.
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13.45 Uhr: Ex-EKD-Chef fordert mehr Engagement für
Geflüchtete
Mehr Engagement für Menschen in Seenot fordert der ehemalige
Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich
Bedford-Strohm. Beim Katholikentag in Stuttgart nannte er es am Freitag einen
Skandal, dass Europa sich nicht an der Rettung Geflüchteter beteilige.
Ansonsten trage Europa "die christlichen Werte immer vor sich her".
Die EKD hatte maßgeblich wie einige katholische Bistümer die Gründung der
Seenot-Organisation "United4Rescue" unterstützt.
Die ehemalige Vizepräsidentin des Zentralkomitees der
deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, forderte Papst Franziskus
auf, mehr für die Seenotrettung zu tun. Er solle den Worten der Solidarität
Taten folgen lassen. Die evangelische Kirche habe ein starkes Zeichen gesetzt,
der Vatikan könne das auch. (KNA)
13.25 Uhr: Kardinal Turkson: Schwung für Veränderung beim
Klima fehlt
Der römische Kurienkardinal Peter Turkson beklagt, der
Schwung der Pariser Weltklimakonferenz 2015 und der Umweltenzyklika
"Laudato si" von Papst Franziskus sei verloren gegangen. Die bislang
auf den Weg gebrachten Maßnahmen seien zu wenig und zu langsam, sagte Turkson
am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart. Es gelte, die
"Schmerzensschreie der Erde" zu hören.
Der Kardinal betonte, besonders betroffen vom Klimawandel
sei die Amazonas-Region. Für Turkson ist klar, dass es einen Zusammenhang zum
Konsumverhalten auf der nördlichen Erdhalbkugel gibt: "Der weltweite
Appetit auf Fleisch zerstört den Regenwald Südamerikas." Die Menschen im
Norden müssten sich bewusst machen, dass der Klimawandel "so gut wie
nichts" mit dem armen Teil der Menschheit zu tun habe. Die Menschen im
Norden sollten deshalb nicht auf die Politik schauen und auf Beschlüsse warten,
so Turkson.
Neubauer: Hoffnungsvollste an katholischer Kirche sind
Menschen, die Veränderungen fordern
Für den Direktor des Potsdamer Instituts für
Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, ist die Atmosphäre ein Gemeinschaftsgut
der Menschheit. Es gebe kein "Recht auf Zeitverzögerung". Eine
Priorität stelle der Kohleausstieg dar. Wegen des gegenläufigen Verhaltens
einiger europäischer Länder bedauerte Edenhofer, dass EU-Klimaschutz-Kommissar
Frans Timmermans seine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt hatte. Der
niederländische Politiker hätte in Stuttgart "die Reste des Heiligen
Geistes" wahrnehmen können.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte
Fridays-for-Future-Vertreterin Luisa Neubauer, das für fossile Brennstoffe
bezahlte Geld ermächtige Autokraten, Kriege zu führen. Neubauer ging auch auf
die Situation der katholischen Kirche ein. Unter dem lange anhaltenden Applaus
der Teilnehmer in der voll besetzten Halle sagte die Protestantin, das
Hoffnungsvollste an der katholischen Kirche seien die Menschen, die
Veränderungen einforderten. Als Beispiele nannte sie Betroffene sexuellen
Missbrauchs, Frauen, die ihre Rechte einforderten, und diejenigen, die sich
nicht von der Institution abwendeten. Sie alle hielten die Kirche am Leben.
(KNA)
13.10 Uhr: Ackermann: Aufarbeitung wird Kirche noch lange
beschäftigen
Der Trierer Bischof und scheidende Missbrauchsbeauftragte
der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, rechnet damit, dass das
Thema Missbrauch und Aufarbeitung die Kirche noch lange beschäftigen wird. Er
gehe davon aus, "und das gehört auch dazu, dass wir mit dem Thema weiter
befasst bleiben", sagte Ackermann am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart.
Es sei falsch, voreilig damit abschließen zu wollen.
Je weiter die Aufarbeitung voranschreite, desto mehr
Facetten von Missbrauch würden aufgedeckt. Dass Betroffene Kirche wieder als
positiven Ort erleben könnten, davon sei die Kirche "noch Lichtjahre
entfernt", sagte er.
Castellucci: Als Christ halte ich es nicht aus im Prozess
der Selbstzerstörung der Kirche
Der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,
Lars Castellucci, forderte von der katholischen Kirche Verbindlichkeit bei der
Aufarbeitung von Missbrauch. Empfehlungen wolle er nicht mehr, sondern
Verbindlichkeit und "klare Vorgaben". Mit Blick auf "immer neue
Gutachten" sagte Castellucci: "Als Christ halte ich es nicht aus im
Prozess der Selbstzerstörung der Kirche."
Der SPD-Politiker verwies auf aktuelle Katastrophen und
gesellschaftliche Krisenphänomene wie den Krieg in der Ukraine, aber auch
zunehmende Einsamkeit, Orientierungslosigkeit oder Suizide. Er betonte:
"Wir brauchen die Kirche. Wir brauchen sie. Und wir können nicht länger
zugucken, dass sie dermaßen gefangen ist in den eigenen Dingen." Er
wünsche sich ein Datum für einen Abschluss in der kirchlichen
Missbrauchsaufarbeitung. Das bedeute nicht, dass dann ein Zustand erreicht sei,
der alle zufriedenstelle. "Das wird es bei dem Thema nicht geben",
sagte er. Wichtig sei, das Betroffene Frieden mit dem Thema schließen und in
die Zukunft schauen könnten.
Ackermann hatte Mitte des Monats mitgeteilt, dass er nach
zwölf Jahren das Amt des Missbrauchsbeauftragten zur Herbstvollversammlung der
Bischöfe in Fulda im September abgeben werde. Zugleich kündigte die
Bischofskonferenz an, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen
Zusammenhängen neu aufzustellen. (KNA)
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12.40 Uhr: Scholz dankt für Flüchtlingshilfe und ruft zu
Zusammenhalt auf
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat beim Katholikentag in
Stuttgart den Kirchen für die Aufnahme und Hilfe für ukrainischen Flüchtlinge
gedankt. Zudem rief er dazu auf, sich noch stärker für ein gesellschaftliches
Klima der Verlässlichkeit und Solidarität einzusetzen. Auf einem Podium sagte
er am Freitag vor rund 1.800 Zuhörern: "Dieser Krieg richtet sich nicht
allein gegen die Ukraine, sondern gegen Werte und Überzeugungen, die uns als
Gesellschaft in Europa prägen und ausmachen: Demokratie, Freiheit und
Menschenwürde."
Während des Auftritts von Scholz kam es zu einem
Zwischenfall, als Störer versuchten, die Veranstaltung mit Zwischenrufen zu
unterbrechen; Ordner und Sicherheitskräfte führten zwei Männer ab.
Der Krieg werfe Fragen auf, politische wie ethische, die
diskutiert werden müssten. "Im Kern geht es ja um die Frage: Darf Gewalt
mit Gewalt bekämpft werden?", so der Bundeskanzler. Zugleich betonte er:
"Man muss den unterschiedlichen Ansichten dazu mit Respekt begegnen."
Seine Position und die der Bundesregierung sei in dieser Frage klar, man sei
der Ukraine "beigesprungen".
"Rohe Gewalt" dürfe sich nicht durchsetzen,
Gerechtigkeit sei die Voraussetzung für Frieden, so Scholz, der unter dem
Applaus der Zuhörer hinzufügte: "Putin darf mit seinem zynischen,
menschenverachtenden Krieg nicht durchkommen." In diesem Zusammenhang
verteidigte Scholz auch die geplante Aufrüstung. Auf die Frage, ob für den
Frieden so viele Waffen notwendig seien, antworte er: "Ja!"
Scholz hob hervor: "Der gesellschaftliche Zusammenhalt
wird umso wichtiger, je mehr die Herausforderungen wachsen und damit die
Unsicherheiten." Zugleich sei es wichtig, "mit den wichtigen
Demokratien im globalen Süden auf Augenhöhe" nach gemeinsamen Lösungen zu
suchen, "und da nicht mit Hochnäsigkeit heranzugehen".
Stetter-Karp: Lackmustest für unsere Haltung müssen die
Armen sein
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
(ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, dazu brauche aber auch der
entwicklungspolitische Haushalt "mehr Nahrung". Scholz sicherte dies
zu. Als weitere Kernfrage nannte Stetter-Karp: "Gelingt es uns, dass
keiner und keine sozial abgehängt wird?" Sie hob hervor: "Der
Lackmustest für unsere Haltung müssen die Armen in unserer Gesellschaft
sein."
Scholz entgegnete: "Wir müssen für ein Klima sorgen,
dass man sich auf den Rest des Landes verlassen kann und weiß, in Nöten wird
mir geholfen." Das sei eine Aufgabe der gesamtem Gesellschaft. "Wenn
zu viele keine Hoffnung mehr haben, dann geht es schief." Es müsse
vermittelt werden, dass alle "guten Anlass zu Hoffnung" haben.
"Der Staat hat nichts zu erwarten, aber er kann gründen auf dem Engagement
der Zivilgesellschaft und der Kirchen. Das ist schon ganz viel."
Die Botschaft der Bundesregierung müsse sein, "dass man
uns glauben kann", betonte der Bundeskanzler. "Dass wir füreinander
da sind, ist eine ethische Frage, die ich für mich immer mit Ja beantworten
würde." Scholz trat vor einigen Jahren aus der evangelischen Kirche aus. Es
war der erste Auftritt von Scholz in seinem Amt als Bundeskanzler bei einem
Katholikentag. (KNA)
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12.25 Uhr: Malteser-Zwischenbilanz zum Katholikentag:
"Ruhige Lage"
Die Einsatzkräfte der Malteser haben eine positive
Zwischenbilanz zum Katholikentag in Stuttgart gezogen. Insgesamt sei die Lage
ruhig, hieß es in einer Mitteilung am Freitag. Das Glaubensfest unter dem
Leitwort "leben teilen" begann am Mittwoch und dauert bis Sonntag.
Der Sanitätsdienst habe 65 Personen geholfen, die meist mit
kleineren Blessuren nach Stürzen oder Insektenstichen die Erstversorgung der
Malteser in Anspruch genommen hätten. Herz-Kreislauf-Probleme seien wegen des
milden Wetters kaum vorgekommen.
"Die Menschen können sich gut draußen bewegen und
Veranstaltungen im Inneren finden in gut belüfteten Räumen statt", sagte
Malteser-Einsatzleiter Markus Bensmann. Die entspannte Atmosphäre tue ihr
Übriges. Die Besucher hätten bislang gut aufeinander aufgepasst. Die Malteser
sind eigenen Angaben zufolge mit 450 Einsatzkräften aus allen Teilen
Deutschlands beim Katholikentag aktiv. (KNA)
11.35 Uhr: Petra Pau: Auch Bibel kennt bedingungsloses
Grundeinkommen
Auch die Bibel kennt laut Bundestagsvizepräsidentin Petra
Pau die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. Auf dem Katholikentag in
Stuttgart verwies sie am Freitag auf das biblische Gleichnis von den Arbeitern
im Weinberg des Herrn, die alle denselben Tageslohn erhalten, egal wie spät sie
mit der Arbeit angefangen haben. "Primär zählt nicht, wer wie lange für
andere malocht, sondern dass alle vor Gott gleich sind oder nach dem
Grundgesetz Mensch sein können. Die Letzten wie die Ersten", sagte die
Linke-Politikerin in einer Bibelauslegung.
Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens sei auch
unter Linken umstritten, räumte Pau ein. Sie aber befürworte die Idee.
"Jede und jeder bekäme einen Basisbetrag zum Leben in Würde, unabhängig
vom Alter oder von Bildung, unabhängig auch davon, ob er oder sie einer
Erwerbsarbeit nachgehen kann oder will."
Pau gehört seit 1998 dem Bundestag und ist seit Januar auch
religionspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag. Sie ist evangelisch
getauft, bezeichnet sich aber inzwischen als konfessionslos. (KNA)
11.20 Uhr: Bätzing: Ich würde heute den Betroffenenbeirat
einbeziehen
Der Limburger Bischof Georg Bätzing würde heute den
Betroffenenbeirat um Rat fragen, wenn er wieder über eine Personalangelegenheit
nach Vorwürfen des Missbrauchs oder der sexuellen Belästigung entscheiden
müsste. Das sagte er am Donnerstagabend beim Katholikentag in Stuttgart zur
umstrittenen Beförderung eines Priesters nach Belästigungsvorwürfen. Im
Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und katholisch.de
betonte Bätzing: "Den Beirat hatte ich damals nicht. Heute würde ich ihm
die gesamte Angelegenheit vorlegen und um Rat fragen."
Er wisse inzwischen mehr über die Komplexität solcher
Situationen, fügte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hinzu:
"Es geht nicht um Strafwürdigkeit oder nicht. Es geht um Verletztheit und
um einen Konflikt, der einfach unglaublich tief geht." Er habe allerdings
die Entscheidung so getroffen, "und damit muss ich leben", ergänzte
Bätzing.
Stetter-Karp: "Bin froh, dass Bischof Bätzing sich
erklärt hat"
Zuvor hatte Bätzing seine Entscheidung, den Priester trotz
Belästigungsvorwürfen zu befördern, verteidigt. Frauen körperlich oder verbal
zu belästigen, sei "ein absolutes No-Go", so der Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz. Dennoch habe er sich angesichts der Reue des
Beschuldigten sowie bereits erfolgter Strafen und einer Entschuldigung gefragt,
ob es nicht die Möglichkeit einer Rehabilitation geben müsse. Dies sei
"kein Fauxpas" gewesen.
Unterstützung erhielt er von der Präsidentin des
Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. "Ich
bin froh, dass Bischof Bätzing sich erklärt hat", sagte sie am Donnerstag
laut "hessenschau.de". "Ich respektiere, dass er dem Seelsorger
die Chance auf Neubeginn gab", sagte Stetter-Karp demnach. Bätzing habe
den Priester offiziell getadelt und dieser habe Reue gezeigt und um
Entschuldigung gebeten. (cbr/KNA)
10.30 Uhr: Malu Dreyer beklagt Kirchenkrise und hofft auf
Reformen
Ohne die Kirchen und ihr Engagement wäre die Gesellschaft
nach Ansicht der SPD-Politikerin Malu Dreyer ärmer. Die Kraft des Glaubens habe
viele Menschen durch die Corona-Pandemie getragen, sagte die
rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin am Donnerstagabend in Stuttgart. Es
sei wichtig, dass sich Christen für die Schwächsten starkmachten. Und auch beim
Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen könnten die Kirchen eine wichtige
Rolle spielen: "Wir brauchen die ganze Kraft der Gesellschaft, um die
Schöpfung zu bewahren."
Zugleich räumte Dreyer ein, dass der Missbrauchsskandal
schwer auf der katholischen Kirche laste. Die Kirche sei nur zu retten, wenn
sie sich radikal erneuere. "Alles darunter wird nicht reichen."
Ausdrücklich stellte sich Dreyer hinter den von den Bischöfen und dem
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßenen Synodalen Weg und
dessen Reformanliegen wie der Gleichberechtigung von Frauen. Zur Begründung
ihres eigenen kirchlichen Engagement sagte Dreyer, die selbst Mitglied im ZdK
ist: "Ich möchte einfach, dass das Salz des Evangeliums nicht komplett
schal wird." – Die Politikerin äußerte sich beim Empfang ihrer Partei am
Rande des Katholikentags in Stuttgart. (KNA)
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9.35 Uhr: Ökonom Feld: Kirchensteuersystem kommt ab 2025
unter Druck
Nach Ansicht des Freiburger Ökonomieprofessors Lars Feld
wird das deutsche Kirchensteuersystem in wenigen Jahren unter großen Druck
geraten. Weil ab 2025 die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen,
sei absehbar, dass dann die Kirchensteuereinnahmen stark zurückgehen würden,
sagte Feld beim Katholikentag in Stuttgart. Nun müssten rasch die
"Effizienzreserven" beim kirchlichen Vermögen und beim Personal
mobilisiert werden. Allerdings nehme er wahr, dass die Bereitschaft zu
Veränderungen in dieser Hinsicht noch gering sei, weil die Einnahmen seit 2009
regelmäßig gestiegen seien. Man habe lange in "goldenen Jahren"
gelebt.
Feld verteidigte gleichwohl das bestehende
Kirchensteuersystem. Es sei relativ effizient und wegen der eingebauten
Progression für Besserverdienende auch gerecht. "Um dieses System ändern
zu wollen, bräuchte man sehr gute Argumente, die sehe ich nicht!", betonte
Feld, der auch als Berater von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)
tätig ist. Auch zwinge die Kirchensteuer die Kirchen zu einer gewissen
Transparenz, nicht zuletzt gegenüber dem Staat.
Der Berliner Generalvikar Manfred Kollig verteidigte die
Kirchensteuer, weil sie der Kirche Planungssicherheit gebe und weil sie
solidarisch organisiert sei. Die von Kritikern des deutschen Systems
vorgeschlagene Übernahme des italienischen Systems der Kirchenfinanzierung
erteilte Kollig eine Absage. "Wenn wir das italienische System übernähmen,
hätte die katholische Kirche nicht mehr sechs Milliarden Euro im Jahr zur
Verfügung, sondern nur noch eine Milliarde. Das hätte Konsequenzen!" In
Italien müssen alle Steuerzahler 0,8 Prozent ihrer Einkommenssteuer einem guten
Zweck widmen, die meisten wählen als Empfänger die katholische Kirche.
Kollig: Mehr Transparenz und Mitbestimmung bei
Kirchensteuern
Statt für einen Systemwechsel plädierte Kollig für mehr
Transparenz und mehr Mitbestimmung bei der Verwendung der Kirchensteuer. Die
Gläubigen ermunterte er, auch bei den Bischöfen mehr Druck in diese Richtung zu
machen. Die Erwartung, dass ein Rückgang der Kirchensteuern durch massenhafte
Austritte zu schnelleren Reformen in der katholischen Kirche führen werde,
teile er jedoch nicht.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der
Automobilindustrie, wandte sich ebenfalls gegen die Abschaffung des deutschen
Kirchensteuersystems. Wenn es wegfiele, käme nicht gleich eine Spendentradition
wie etwa in den USA zustande. Sie kritisierte, dass die Kirche im Finanzbereich
nicht immer ihre eigenen moralischen Ansprüche erfülle. "Es gibt immer
noch Bischöfe, die sich den heutigen Standards von Corporate Governance und
Compliance verweigern. Sie treiben damit die Kirche in eine immer tiefere
Legitimationskrise", kritisierte Müller.
Die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete sitzt als
Laienmitglied im Verwaltungsrat des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD).
Dieser Verband trägt und finanziert die bundesweiten Aktivitäten der deutschen
Bistümer. (KNA)
09.15 Uhr: Theologe Szymanowski kritisiert Strukturdebatten
der Kirche
Der Bochumer Theologe Björn Szymanowski sieht die Debatten
um Strukturveränderungen in der katholischen Kirche kritisch. "Die
zentrale Frage für mich ist: Für wen machen wir eigentlich
Kirchenentwicklung?", sagte der Theologe vom Bochumer Zentrum für
Angewandte Pastoralforschung am Donnerstag beim Katholikentag in Stuttgart.
"Nur eine Minderheit des Gottesvolkes" interessiere sich jedoch für
Fragen nach geeigneten Strukturen.
Szymanowski nannte es eine große Leistung, dass bei
kirchlichen Strukturfragen inzwischen mehr Menschen einbezogen würden.
Allerdings beteilige sich in der Regel nur die "katholische Elite"
daran. Das führe zu dem Spannungsfeld, dass "vielleicht fünf Prozent für
viele andere" Kirche gestalteten. Eine Aufgabe von Kirchenentwicklung
bestehe auch darin, die Interessen der Menschen einzubeziehen, die sich nicht
mehr in einer Pfarrei, einer Gemeinde oder in synodalen Prozessen engagierten,
aber Anknüpfungspunkte zu Kirche suchten.
Kohlgraf: Sind zum Teil getrieben, Entscheidungen zu treffen
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, zugleich Leiter der
Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, betonte, bei allen
Strukturdebatten sei Nähe zu den Menschen, zu kirchlich Engagierten ebenso wie
solchen aus kirchenferneren Milieus, zentral. Zugleich gab er zu bedenken:
"Wir diskutieren uns die Köpfe heiß über Strukturen, sind aber zum Teil
auch getrieben, Entscheidungen treffen zu müssen." Manche Entscheidungen stellten
sich "nicht, weil ich eine große theologische Erkenntnis hatte, sondern
weil wir einfach kein Geld mehr haben".
Wie viele andere Bistümer in Deutschland sucht das Bistum
Mainz im Blick auf Priestermangel, zunehmend weniger Kirchenmitglieder und sinkende
Finanzmittel nach zukunftsfähigen Strukturen für das kirchliche Leben. Dazu
startete in dem südwestdeutschen Bistum Ende April eine Reform. Bis 2030 sollen
aus den bestehenden rund 300 Gemeinden 46 neue große Pfarreien hervorgehen.
(KNA)
https://www.katholisch.de/artikel/39438-katholikentag-stuttgart-ticker-tag-2
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