Handwerkskammer Erfurt bietet ab sofort Erstberatungs-Check
an
Nach dem Transport von Verbandskästen und lebenswichtigen
Nahrungsmitteln in die Ukraine baut die Handwerkskammer Erfurt ihre Hilfe für
vom Krieg in der Ukraine betroffene Menschen aus. Ab sofort wird ein
Erstberatungs-Check angeboten, der die schnelle und unbürokratische Integration
der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt in Nord- und Mittelthüringen unterstützen
soll. „Der Krieg in der Ukraine dauert bereits drei Monate an, ein Ende ist
derzeit nicht absehbar. Die erste Hilfswelle darf jetzt nicht abebben.
Menschen, die vor Bomben und Raketen in ihrer Heimat flüchten mussten, brauchen
eine mittel- und langfristige Perspektive in Deutschland. Nach dem Ankommen und
dem Spracherwerb nimmt der Wunsch nach einer Beschäftigung immer mehr zu“, sagt
der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein.
Im Rahmen der neuen Serviceleistung nimmt die
Handwerkskammer Erfurt Informationen zu Berufsabschlüssen, Arbeitserfahrungen
und Sprachkompetenzen auf, so dass Geflüchteten eine erste Einschätzung mit
Blick auf einen vergleichbaren deutschen Ausbildungsberuf erhalten. Das
Ergebnis der Kurzberatung wird dokumentiert und hilft im nächsten Schritt
sowohl Ukrainern, die sich gezielt auf Stellen im Handwerk bewerben und sich in
die Betriebe integrieren möchten, als auch Betrieben, die offene Stellen
besetzen möchten.
Daneben berät die Handwerkskammer Erfurt über ihre
Anerkennungsstelle und über die Projekte „Förderung der beruflichen Integration
ausländischer Fach- und Arbeitskräfte (FIF)“ sowie „Willkommenslotse“* zu den
Themen Berufswahl, Praktikum und Ausbildung, Beschäftigung und Anerkennung.
„Wir setzen auf unsere etablierten Strukturen und die Expertise der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die alle Fallstricke der Integration
ausländischer Fachkräfte kennen und ihnen daher bestens den Rücken stärken
können“, sagt Stefan Lobenstein. Um auf alle Angebote für Personen mit Flucht-
und Migrationshintergrund aufmerksam zu machen, hat die Handwerkskammer Erfurt
einen mehrsprachigen Steckbrief erstellt, der beispielsweise Sprachschulen und
Sozialämtern zur Verfügung gestellt wurde.
Chance für Betriebe
Der Präsident der Handwerkskammer Erfurt sieht in der
Vermittlung eine große Chance für die Betriebe im Kammerbezirk. „Das Handwerk
in Nord- und Mittelthüringen sucht händeringend nach qualifiziertem Personal.
Die Einbindung der Geflüchteten aus der Ukraine kann ein Mosaikstein sein, um
den Fachkräftebedarf kurz-, mittel- und auch langfristig zu decken und damit
den Fortbestand der Betriebe zu sichern. Die Betriebe sind aus unserer Sicht
gut beraten, sich dieser Möglichkeit zu öffnen und aktiv nach Unterstützung zu
suchen“, betont Stefan Lobenstein.
Die meisten Handwerksberufe würden zu den nicht
reglementierten Berufen zählen. Demnach könnten Personen, die aus der Ukraine
geflüchtet sind und sich mit vorübergehendem Schutz im Sinne des
Aufenthaltsgesetzes in Deutschland aufhalten, eine Erwerbstätigkeit in diesen
Berufen auch ohne formale Berufsanerkennung aufnehmen. In reglementierten
Berufen, beispielsweise im Gesundheitsbereich, muss hingegen das
Anerkennungsverfahren beantragt werden. Grundsätzlich, so informiert die
Handwerkskammer Erfurt, müssen Personen aus Drittstaaten, die nicht als
Schutzsuchende, sondern als Fachkräfte nach Deutschland zuwandern wollen, nach
den Regeln des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes generell vor ihrer Einreise die
formale Anerkennung des ausländischen Berufsabschlusses anstreben.
Darüber hinaus engagiert sich die Handwerkskammer Erfurt als
Mitglied in der AG „Integration in Arbeit“ des Netzwerks für Integration der
Landeshauptstadt Erfurt sowie in weiteren regionalen Netzwerken. Zudem pflegt
die Kammer einen engen Austausch mit dem Verein Ukrainische Landsleute in
Thüringen, so dass Unterstützungsangebote bedarfsgerecht und
zielgruppenspezifisch entwickelt werden können.
Zur Information:
*„FIF“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Thüringer
Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern zur Förderung der
beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte und wird aus
Mitteln des Freistaates Thüringen finanziert. Ziel des Projekts
„Willkommenslotsen“ ist es, Thüringer Unternehmen für die Möglichkeit der Fachkräftesicherung
aus dem Kreis der Geflüchteten zu sensibilisieren und beratend zu unterstützen.
Das Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz gefördert.
Weiterführende Themen
Aufruf an die Mitgliedsbetriebe
Mit der Aktion "Das Handwerk hilft" werden
Hilfsorganisationen mit spendenwilligen Mitgliedsbetrieben zusammengeführt.
Ukraine-Krise: Informationen für Handwerksbetriebe
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